Samstag, 12. September 2009

Chameneis Freitagsrede (11. September)

// Original auf http://greenbrief.newsvine.com/_news/2009/09/11/3252156-khameneis-friday-sermon-september-11-

// Übersetzung von kyrah, gepostet auf http://kyrah.net/gr88/chamenei_20090911.txt

Anmerkung: Die Übersetzung ist so genau wie unter den gegebenen
Umständen nur möglich: ich hatte eine Radioübertragung via
PalTalk. Zur schnelleren Übersetzung habe ich die Sprache einfach
gehalten. Die Bedeutung des Originals ist aber in jedem Fall erhalten
geblieben. Einige grundlegende Fakten finden Sie in Klammern. Ich habe
auch etwas Kontext angegeben, um etwaige Fragen zu beantworten. Ich
entschuldige mich im voraus, falls dies nicht ausreichen sollte.

// Kommentare, die mit diesem Zeichen markiert sind, sind von kyrah.

Kurz zusammengefasst betont er drei Dinge: A) Das Regime ist nicht
empfänglich für Veränderung, B) es wird sich jedem entgegenstellen,
der versucht, Veränderung zu bringen und C) die Versammlungen am
Quds-Tag werden stattfinden, aber die Menschen sollten vor jedem auf
der Hut sein, der versucht, Uneinigkeit unter den Iranern zu stiften.
Er rief nicht zu einem direkten Vorgehen gegen die Reformer
auf. Meiner Meinung nach hat er sich wegen des Drucks aus Qom
gemäßigt, der Tag für Tag steigt.

Es scheint auch wahrscheinlich, dass die Verhaftungen von bekannten
Reformanhängern in den letzten Tagen und die Schließung von Karroubis
Büro sowie der Büros von zwei Organisationen zur Unterstützung der
Opfer von Gewalttaten auf Befehl der Revolutionsgarden hin
geschahen. Chamenei wirkte nämlich heute mehr und mehr geschwächt.

[08:09:20] (Khamenei ist hier, laute Sprechchöre)

[08:09:28] (Sprechchöre - "Chamenei ist der Führer")

[08:09:32] (Chamenei dankt den Menschen.)

[08:09:38] Gott schütze euch,

[08:09:52] Im Namen Gottes,

[08:10:17] (spricht Gebete auf Arabisch)

[08:10:28] (die Menschen schließen sich dem Refrain des Gebets an)

[08:10:45] (Chamenei betet weiter)

[08:11:11] Brüder und Schwestern, die ihr hier betet, ich erinnere
euch daran, dies ist der Monat für taqwa (Gottesfurcht)

[08:11:26] und heute, am 21. Tag des Ramadan, ist der Tag, an dem ein
Mann wie Amirul Momineen Hazrat Ali starb.

[08:11:57] Lasst uns des Jenseits willens taqwa zum Ziel unseres Lebens machen.

[08:12:01] Im ersten Teil der Rede werden wir über Amirul Momineen
sprechen, weil es sein Tag ist. Letzte Nacht war Freitag, deshalb hat
dieses Jahr eine Gemeinsamkeit mit dem dem 21. Tag des Ramadan in dem
Jahr, in dem die Menschheit [Imam] Ali verlor.

[08:12:50] Sein Leib, seine Stimme, sein Atem, seine Augen, verließen
die heutige Welt.

[08:12:55] Aber könnte Ali bei sich halten, und ihn sich zum Vorbild
für sich selbst und seine Handlungen nehmen, wenn wir nur seinem Pfad
und seinem Charakter folgen und ihn uns zum Vorbild nehmen. Ich werde
von einem Teil seines Lebens erzählen und von seiner kurzen aber
glorreichen Regierung.

[08:14:15] Ich werde über sein politisches Leben sprechen.

[08:14:35] Wir dürften nicht vergessen, dass seine politischen
Handlungen sich nicht von anderen Teilen seines Lebens
unterscheiden. Seine Politik harmoniert mit seinem Charakter und
seinem religiösen Leben.

[08:15:13] Wenn Politik auf Religion und Tugend beruht, dann ist sie
für die Menschen, die ihr unterstehen, ein Weg in den Himmel.

[08:15:36] Aber wenn Politik, abgeschnitten von Religion und Moral, zu
einem Mittel wird, um Macht um jeden Preis und Reichtum zu erlangen,
and wenn man sein eigenes Ziel im Leben vor alles andere stellt,

[08:16:09] dann wir sie zu einer Plage sowohl für den Politiker als
auch für die Menschen, deren Leben sie beeinflusst.

[08:16:50] Die Regierung, die drei Kriege erlebte, war eine Regierung,
die Ali in Nahjul Balaghe (einem Buch von Alis Sprüchen) in
abscheulichen Worten beschreibt.

[08:17:39] Er sagt über diese Regierung, "Die Nässe, die aus der Nase
eines Schafs kommt, hat keine Bedeutung," und vergleicht sie dann mit
dieser Regierung. [Anmerkung: Während Alis kurzer Herrschaft von vier
Jahren, wurden drei Kriege zwischen muslimischen Fraktionen
ausgefochten - zwei davon von anderen Fraktionen direkt gegen Ali
gerichtet]

[08:17:53] Im Teil seiner Sprüche darüber, warum er die Regierung
übernahm, sagt er, "Ich sah, dass die Menschen mich baten, vorzutreten
und anzunehmen, weil sie darin ihren eigenen Sieg sahen, und deshalb
nahm ich an."

[08:18:59] Er erklärt erneut, "Gott hat die Weisen gebeten, das Leiden
der Menschen nicht zu tolerieren." Deshalb musste Ali sich fügen; davon
abgesehen gab es nichts in dieser Regierung für Ali.

[08:19:27] Etwas, das an seiner Regierung bemerkenswert war, war, dass
sich seine Regierung jeder Täuschung fernhielt.

[08:19:50] Er sagt, "Wenn die Gottesfurcht mir nicht die Hände
gebunden hätte, wäre ich ein besserer Betrüger gewesen als alle Araber."

[08:20:17] Er sagte über Mawiye (seinen Erzfeind und späteren
Nachfolger), der gut darin war, andere zu betrügen, "Er war nicht
schlauer als ich."

[08:20:22] Aber was sollte Ali tun?

[08:20:31] Er fürchtet Gott, deshalb konnte er nicht falsch sein.

[08:20:40] Ohne Gottesfurcht kann man alles tun.

[08:20:43] Man kann die Menschen belügen, verleumden, Versprechen
brechen und die Feinde des rechtfertigen Pfades lieben.

[08:21:16] Ali sagt, "Ich entscheid mich gottesfürchtig für die
Politik, und nahm sie gottesfürchtig auf mich."

[08:21:28] Deshalb zeigen sein Charakter und sein Handeln kein Zeichen
des Betrugs.

[08:21:32] Sie sind rein und frei von solchen Dingen.

[08:21:47] Etwas, was die Leute in den frühen Tagen des Islams taten,
und was einige Leute ebenso heute in unserem Land tun, ist dass sie
davon sprechen, Religion und Politik zu trennen. Wenn die Regierung
von der Religion getrennt wird, wird sie auch von der Moral getrennt.

[08:22:25] In weltlichen Regierungen ist die Moral zerstört worden.

[08:22:26] Es gibt Ausnahmen, aber wenn die Religion von der Politik
getrennt wird, degeneriert die Politik. Alis politische Handlungen
sind nicht von der Religion getrennt.

[08:23:17] Seine politischen Handlungen waren so, dass er sogar
versuchte, der Freund seiner Feinde zu sein.

[08:23:38] Der Grund, warum er drei Kriege ausfechten musste, war,
dass er alle Wege der Wiedergutmachung mit seinen Feinden erschöpft hatte.

[08:24:10] In den frühen Tagen seiner Regierung kamen einige zu ihm
und sagten ihm immer wieder, er solle einige Leute hart behandeln und
kurzen Prozess mit ihnen machen. Ali sagte, dass sei nur eine
Meinung. "Aber es gibt Menschen, die dich unterstützen und Menschen,
die gegen dich sind," [sagten sie], "und dann gibt es noch Leute, die
Vorstellungen haben, die anders sind als die von dir und deinen Gegnern."

[08:24:39] Dann wartet, sagte er, bis das Recht des Opfers sanft vom
Verletzer genommen werden kann, sollten wir die Rechte des Opfers mit
soviel Sanftmut wie möglich zurückgeben.

[08:25:51] Eine direktere Vorgehensweise sei der letzte Auswgeg.

[08:26:05] Im Krieg von Saffin,

[08:26:13] kamen einige Leute zu Ali und fragten, waurm er nicht angreife,

[08:27:05] Ali sagte, "Ich will keinen Krieg. Ich will die Menschen
leiten. Wenn ich den Kampf nur einen Tag verzögern kann, könnte es
einigen Menschen helfen, zu uns zu kommen und den richtigen Weg zu
verfolgen. Erst wenn wir uns sicher sein können, dass niemand kommt,
werden wir unsere Schwerter ziehen und kämpfen."

[08:27:15] Über die Schlacht von Jamal,

[08:28:18] sagte Ali, "Sie haben sich erhoben, weil sie ihren Unmut
darüber zeigen wolten, dass Ali diese Regierung erhalten hat. Aber
wenn sie sehen, dass ihr Handeln eine Kluft zwischen Moslems erzeugen
wird und Brüder gegen Brüder stellt, dann werde ich erscheinen und
eine Lösung für diese Bedrohung finden. Bis dahin werde ich warten und
versuchen, sie zu leiten."

[08:28:42] Ein bemerkenswerter Teil seines Charakters war, dass er
versuchte, mit seinen Feinden zu diskutieren.

[08:28:50] In seinen Briefen an Mawiye, der Alis Feind war -- während
Mawiye Briefe schickte, um Ali zu demütigen, schickte Ali Briefe, in
denen er ihm liebevoll sagte, er habe unrecht.

[08:29:33] Talhe und Zubair kamen und schworen Ali Treue.

[08:29:42] Aber dann zogen sie nach Mekka, angeblich um die
Pilgerreise zu machen. Ali sagte, er wusste, das sie nicht auf die
Pilgerreise gingen sondern einen anderen Zweck verfolgten. (Die zwei
schlossen sich später Aisha an und wurden beide in einer kurzen
Schlacht getötet.)

[08:29:56] Was sie taten war klar.

[08:30:02] Aber Ali geht sanftmütig mit ihnen um, er versucht, sie zu leiten.

[08:30:11] Aber wenn Milde nicht funktioniert, handelt Ali direkt.

[08:30:26] Zum Beispiel sagt er, gegen die Khawaridsch, "Ich riss
ihnen die Augen heraus."

[08:30:37] Und keiner kam Ali darin gleich.

[08:30:55] Ein Teil seiner Politik war, dass er nicht lügen oder
grausam sein würde, um zu siegen. Während seiner Regierung kamen
einige zu ihm und sagten, "Es gibt da diese einflussreichen Leute in
der Regierung, die dich unterstützen müssen. Gib ihnen Geld aus der
Schatzkammer des Volks, damit du ihre Unterstützung bekommst."

[08:31:37] Ali sagte, "Ihr wollt, dass ich siege, indem ich mich dem
Volk gegenüber falsch verhalte? Das kann ich unmöglich tun."

[08:32:01] Wie könnte Ali auf unislamischen Wegen Freunde finden?

// eine weitere Viertelstunde Heuchelei, ich erspare mir die Übersetzung...
// siehe Original im Englischen von [08:32:22] bis [08:44:44]

[08:45:05] (Chamenei betet für das Volk)

[08:46:01] Oh Gott, gib den Menschen Einigkeit,

[08:46:09] Oh Gott, schneide denen die Hände ab, die Zwietracht unter
den Menschen stiften.

[08:46:15] (Chamenei betet weiter)

[08:46:31] (rezitiert aus dem Koran)

[08:46:39] (alle sind eine Weile still)

[08:47:04] (Chamenei beginnt erneut)

[08:47:05] Im Namen Gottes,

[08:47:23] (weitere Gebete von Chamenei)

[08:47:44] (immer noch Gebete)

[08:48:36] Ich bitte alle euch Brüder und Schwestern, Gott in alle
euren Taten zu fürchten.

[08:48:45] Im zweiten Teil meiner Rede,

[08:48:58] zuerst ist es wichtig, dass wir Ajatollah Taleghani und
Ayatollah Madani gedenken, weil der heutige Tag eine Verbindung zu
ihnen hat, und weil diese beiden Männder und ihr Leben ein Teil der
Geschichte unseres Landes sind.

[08:49:53] Die Erinnerung an sie wird in unserem Geist und unserer
Geschichte bleiben.

[08:50:00] Ich werde in der heutigen Rede etwas sagen, und diejenigen,
denen ich das sage, sind Politiker und Regierungsvertreter und die,
die der Regierung angehören.

[08:50:51] Lasst uns den Ramadan dazu nutzen, Wahrheiten zu erklären
und für die, die zuhören, Anleitung zu predigen, besonders für die
Jugend, weil dies förderlich sein wird.

[08:51:19] Die Menschen, zu denen wir sprechen werden, sind Teil des
Systems; Individuen, die innerhalb des Systems sind und die
hoffentlich im System bleiben werden.

[08:51:49] Dies ist nicht nur ein Slogan - diese Geschichte von wegen
innerhalb des Systems und außerhalb des Systems.

[08:52:09] Vom Beginn der Revolution an bis zum heutigen Tag haben
sich Unterschiede gezeigt.

[08:52:31] Einige von diesen Unterschieden und Gräben haben sich als
teuer herausgestellt, aber einige von ihnen wurden durch die Weisheit
und Wachsamkeit des Volkes überwunden und kosteten die Regierung nicht
viel.

[08:52:54] Diese Meinungsverschiedenheiten und Gräben sind nicht alle
gleich.

[08:53:04] Einige der Unterschiede entstanden aus Glaubensdifferenzen,

[08:53:18] aber einige davon sind Unterschiede, die aus den
persönlichen Zielen einiger Personen entstanden.

[08:53:31] Einige davon sind lediglich verschiedene Meinungen darüber,
wie die Dinge umgesetzt werden sollten.

[08:53:36] Diese Unterschiede sind also nicht alle gleich.

[08:53:43] Seit dem Beginn der Revolution, als wir alle zusammen
waren, gab es Unterschiede.

[08:54:10] Imam Khomeini behandelte alle diese nicht gleich, genauso
wie Ali.

[08:54:24] Imam Khomeini versucht zuerst, sie zu leiten. Es gab damals
verschiedene Leute in der Regierung.

[08:54:42] Es gab Leute aus der alten Bürokratie, es gab Leute, die
gerade in die Regierung gekommen waren, und es gab die, die Terror und
Demonstrationen anwandten, um ihre Ziele zu erreichen.

[08:54:59] Er behandelte jeden von ihnen anders.

[08:55:07] Einige dieser Leute waren in den obersten Reihen der
Regierung. (Sendung unterbrochen.)

[08:55:19] Er verhandelte sogar mit einem Präsidenten.

[08:55:22] (Sendung unterbrochen.)

[08:55:26] (Es geht weiter.)

[08:55:31] Diese Unterschiede zeigten sich. Einigen davon endeten in
Diskussionen, aber manche wurden zu Konflikten.

[08:56:20] Denen, die Feinde der Religion waren, sagte Imam Khomeini,
er würde persönlich zu ihnen kommen.

[08:56:34] Aber als die Zeit kam, dass einige dem System falsche Ideen
aufzwingen wollten, schlug Imam Khomeini hart zurück.

[08:57:08] Die, die persönliche Ziele verfolgen, versuchen, es so
aussehen zu lassen, als würden sie nach etwas anderem streben.

[08:57:25] Aber das ist der Zeitpunkt, wo sie zu Feinden des Systems werden.

[08:57:42] Wenn jemand eine andere Meinung hat, aber nicht versucht,
das System anzugreifen, hat das System kein Problem mit ihnen.

[08:57:59] Wir haben kein Problem mit politischen Ideologien, die
anders sind; wir finden das in Ordnung, solange sie nicht versuchen,
das dem System aufzuzwingen.

[08:58:05] Es geht nicht darum, andere Vorstellungen zu haben, sondern
darum, das islamische System anzugreifen.

[08:58:18] Dagegen wir das System kämpfen.

[08:58:36] Wenn es unterschiedliche Meinungen gibt, wie man die
Politik des Systems umsetzen soll, ist das in Ordnung.

[08:58:52] Das System braucht Menschen, die auf die Schwächen im
System hinweisen. Kritk bringt die Menschen dazu, härter zu arbeiten,
aber all das muss innerhalb des Rahmenwerks des Systems passiern.

[08:59:16] Dieser Unterschied in der Umsetzung ist keine Gefahr.

[08:59:33] Aber die Grundlagen des Systems sind die Verfassung, der
Weg von Imam Khomeini und der Koran.

[09:00:19] Unterschiedliche Meinungen zu haben, wie man sie umsetzt,
ist kein großes Problem.

[09:00:35] Aber wenn einige mit völlig unterschiedlichen Grundlagen
für das System kommen, ist das gefährlich.

[09:00:44] Solange sie wie gesagt innerhalb des Rahmens des System
arbeiten, solange die Menschen nicht auf Gewalt zurückgreifen, lügen
oder Spannung verursachen, wir das System nicht angreifen.

[09:01:11] Das System wird sie nicht tolerieren, wenn sie eine andere
Meinung haben.

[09:01:40] Wenn manche Leute mit neuen Säulen für das System kommen
und Unsicherheit für die Menschen schaffen, muss das System hart gegen
sie vorgehen.

[09:01:53] (laute Sprechchöre)

[09:02:15] Wir sagen, dass die Menschen, das Recht haben sollten, sich
zu verteidigen, wenn sie verleumdet oder beleidigt werden. Dann hat
auch das System das Recht, sich zu verteidigen.

[09:02:33] Manche sagen, weil das System politisch ist, solte es sich
nicht verteidigen.

[09:02:37] Das ist nicht richtig.

[09:02:42] Nirgendwo in der Welt ist das so.

[09:02:59] Überall in der Welt, sogar in Ländern, wo sie sagen, sie
seien politisch fortgeschritten und voraus in demokratischen Werten,
stellen die Menschen sich nicht gegen die Grundlagen des Systems.

[09:03:10] Sie haben eine gegenseitige Kontrolle, wie unser Wächterrat.

[09:03:30] Sie lassen es nicht zu, dass jemand kommt und gegen das
System kämpft.

[09:03:38] Das System lehnt sich nicht zurück und toleriert solche Leute.

[09:03:50] In europäischen Ländern tolerieren sie das nicht und
kämpfen gegen solche Leute.

[09:03:55] Deshalb wir die Antwort auf jeden Angriff gegen unser
System hart sein.

[09:04:38] Aber eine andere Meinung zu haben - wenn sie nicht mit
Verleumdung und Lügen einhergeht - wird vom System toleriert werdne.

[09:04:42] Ein weiterer Punkt, ein Punkt, dessen sich
Regierungsbeamte, einflussreiche Leute und Politiker bewusst sein
sollten, ist, auf dem richtigen Pfad zu bleiben und nicht davon
abzuweichen. Der Koran spricht davon in verschiedenen Teilen des
Heiligen Buchs: "Das Ergebnis einiger Handlungen bringt uns zu dem
Punkt, wo jemand sagt, dass Verse des Korans Lügen sind."

[09:06:16] Anderswo, "Sie brachen ihr Versprechen mit Gott und
Zwietracht ward unter ihnen gesät."

[09:07:10] "Manche Menschen können sich ihrem Feind nicht widersetzen
und fallen, weil sie in der Vergangenheit gesündigt haben."

[09:07:18] Sünden korrumpieren uns. Das braucht Zeit. Es passiert
nihct auf einmal. Man schläft nicht eines Nachts ein und wacht als
Ungläubiger auf. Nein, es passiert schrittweise. Die Heilung dafür ist
Gottesfurcht. Wir müssen vorsichtig sein, wir müssen aufeinander
aufpassen. Frauen müssen auf ihre Ehemänner aufpassen und Männer auf
ihre Ehefrauen. Freunde sollten aufeinander aufpassen. Die Menschen
sollten Briefe an Beamte [in der Regierung] schicken. Sie sollten sie
leiten, damit die Beamten keine Fehler machen, weil dies gefährlich
für das System ist.

[09:09:00] Wir müssen Allah um Führung bitten. Ein weiterer Punkt ist,
dass genauso wie mit Menschen, die Korruption ihren Weg auch in das
System finden kann - sogar in ein islamisches System. Das gleiche Übel
kann ein islamisches System befallen. Genauso wie bei den Menschen
kann ein System islamisch aussehen, obwohl sein Handeln unislamisch
ist.

[09:10:11] Wie ich letztes Jahr meinen Studenten sagte: Ein System
kann fortschreiten oder zurückschreiten. Fortschritt würde bedeuten,
dass die Gesellschaft sich den Idealen von Gerechtigkeit und Religion
und religiöser Tugend annähert, dass sie industriell fortschreitet...
und in der Bildung und sich auch in Belangen der Freiheit
weiterentwickelt. Das würde bedeuten, dass sich die Gesellschaft
stärker ihren Feinde widersetzt. Das sind Zeichen von positivem
Fortschritt. Sie würden das Leben und Nachleben der Bürger einer
Gesellschaft aufbauen.

[09:12:09] Aber es gibt auch Rückschritt. Rückschritt zur
Ungerechtigkeit, zur wirtschaftlicher Unzulänglichkeit, zum Einsatz
der Freiheit in einer korrupten Weise... und für sündige Akte. Statt
gegen die ungerechten Mächte der Welt zu stehen, Schwäche zu zeigen,
sich zurückzuziehen und diese Mächte anzulächeln.

[09:13:33] Sich von seinen nuklearen und nicht-nuklearen Rechten
zurückzuziehen. Das ist Rückschritt. Das System sollte nicht den
Rückschritt der Gesellschat bedeuten. Es sollte seinen Fortschritt
bedeuten.

[09:13:55] Dies ist eine Gefahr für das islamische System. Die
Menschen müssen wachsam sein. Das islamische System ist ein
islamisches System, wenn es dieselbe Politik verfolgt, die zur
Lebenszeit von Imam Khomeini verfolgt wurden. Ich sage euch, in den
letzten 30 Jahren meines Lebens waren wir siegreich, solange wir den
Pfad von Imam Khomeini verfolgten.

[09:15:21] Aber jedes Mal, wenn wir aufhörten, diesen Pfad zu
verfolgen, wurden wir geschwächt, wichen wir zurück und mussten
wirtschaftliche Verluste hinnehmen. Manche glauben, man sollte seine
Waffen niederlegen, wenn der Feind mächtig ist. Manche wollten das
während der Wahlen tun.

[09:16:08] Sie wollten dem islamischen Regime die Unterstützung des
Volkes entziehen. Aber das klare Zeichen für die Unterstützung [des
Volkes] für das islamische Regime waren die 40 Millionen Stimmen...
Dann wiederholten die ausländischen Medien wieder und wieder, dass das
Regime das Vertrauen des Volkes verloren hatte, aber dass so viele
Menschen zu den Urnen kamen - eine Wahlbeteiligung von 85% - dieses
Vertrauen der Menschen in das Reegime zeigt klar, wo die Menschen
stehen. Die Menshen vertrauen dem Regime und das Regime vertraut den
Menschen.

[09:17:25] Ihr werdet das in den nächsten Wahlen in 2 oder 3 Jahren
sehen. Die Menschen werden erneut in diesen Wahlen stark ihre Meinung
kundtun - obwohl Feinde von außen und solche von innen, die es nicht
besser wissen und nicht verstehen, versuchen werden, sie vom
Gegenteil zu überzeugen.

[09:17:59] (Sprechchöre)

[09:18:04] Der Punkt ist: wir müssen alle vorsichtig sein. Das
islamische System ist stolz, weil es dem Koran folgen will. Lassen wir
nicht zu, dass es weltlich wird, mit einem weltlichen Inneren und
einem koranischen Äußeren - ein Inneres, das westliche Ideale liebt
und außen mit dem Koran bedeckt ist. Das islamische System muss seinem
Namen treu sein. Es sollte täglich dem Islam näher kommen. Das ist es,
was Probleme löst. Das ist es, was der Gesellschaft Stolz und Macht
gbt. Das ist es, was die Anzahl der Unterstützer des islamischen
Systems im Ausland anschwellen lässt.

[09:19:55] Manche sehen alle die Feinde und in ihnen wächst die
Furcht. Alle Regierungen in der Welt haben Feinde und Freunde. Das war
schon immer so, in der ganzen Geschichte. Jeder hat einige Freunde und
einige Feinde. Die Regierung des Propheten und die Regierung von Ali
hatten sowohl Freunde als auch Feinde.

(Der Paltalk-Kanal, der dies durch eine Funkübertragung sendete, hatte
in diesem Teil Schwierigkeiten, deshalb ist die Übersetzung in manchen
Teilen nicht verbatim.)

[09:20:45] Das islamische System ist auch dasselbe. Es hat Freunde und
Feinde. Aber es ist wichtig, zu sehen, wer der Feind ist und wer die
Freunde sind. Wenn die Regierung so ist, dass alle die Regierungen,
die grausam und ungerecht und zionistisch sind, seine Feinde sind,
dann ist das ein Grund, stolz zu sein.

[09:22:09] Dann gibt es Freunde dieser Regierung: islamische Länder,
afrikanische Länder, asiatische Länder, Moslems in Europa und andere.
Vor einigen Jahren spielte die iranische Fussballmannschaft. (Hier geht
es eindeutig um das Fußballspiel USA gegen Iran bei den
Weltmeisterschaften 2002, in dem der Iran gewann). Einige Leute in
einem Cafe in Nordafrika jubelten für den Iran, als der Iran ein Tor
schoss. Man fragte sie, warum sie jubelten, wenn es doch in dem Spiel
um nichts für sie ging. Sie sagten, "Irans Sieg ist unser Sieg - sogar
im Fussball."

[09:23:04] Während dieser Unruhen und Ausschreitungen nach den Wahlen
fragten Menschen in islamischen Ländern ihre Freunde im Iran, was
passiert sei, und zeigten Besorgnis. Aber die Menschen hier sagten,
"Das islamische System ist viel zu Muachtig, um davon Schaden davonzutragen."

[09:23:45] Ja, es gibt Feinde wie Amerika, Großbritannien - das eine
200 Jahre lange Geschichte der Feindschaft gegen den Iran hat - und
die Zionisten. Lasst dies Feinde Feinde sein. Aber wenn sich die
Regierung mit Amerika, Großbritannien und den Zionisten Freundschaft
schließt, ist das eine Schande. Die islamischen Länder zum Feind zu
haben, ist eine Schande.

[09:24:56] (Keine Übertragung)

[09:25:09] Wir sollten nicht aufgeben. Wir sollten die Niederlage
gegen solche Länder nicht zulassen, wir sollten vorsichtig sein.

[09:25:21] Liebe Jugendliche: dies ist euer Land. Es wird morgen in
euren Händen sein. Ein mächtiges System - mächtig in jeder Hinsicht -
sollte euch stolz machen. Es sollte eure Pflicht sein, und es ist eure
Pflicht, dieses wahrhafte islamische System zu beschützen, ein
islamisches System, dass Imam Khomeini unserem Land zum Geschenk
machte.

[09:27:05] Erinnert euch, in den letzten zehn Jahren versuchten sie,
die Politik des Imam Khomeini zu verändern. Sie sagten, die Politik
der Revolution sei alt. Aber sie wird niemals alt werden. Sie ist
immer attraktiv für die Menschen.

[09:28:05] (Sprechchöre)

[09:28:25] Nächste Woche am Freitag ist Quds-Tag. Dies ist eine der
bemerkenswertesten Zeichen des Imam Khomeini in diese Land. Mit diesem
Tag haben wir es geschafft, das Anliegen Palestinas in der Welt am
Leben zu halten. Viele Länder der Welt haben versucht, dieses Anliegen
in die Vergessenheit zu drängen. Aber das islamische Regime hat das
nicht getan.

[09:30:00] Jetzt fürchte die mächtige Nation [USA] und die Zionisten,
dass das islamische Regime nicht aufgeben wird. Und sie versuchen
weiterhin, uns aufzualten. Wir werden den Quds-Tag feiern und wir
werden Versammlungen und Demonstrationen abhalten. In anderen Ländern
werden ebenfalls viele Moslems dem iranischen Volk darin nachfolgen.

[09:30:42] Quds-Tag ist für die Palestinenser. Es ist eine
Demonstration der Einigkeit der Iraner. Seid wachsam, damit niemand
diesen Tag dafür benutzen kann, Uneinigkeit und Zwietracht zwischen
uns zu stiftn. Sie konnten unsere Einheit zuvor nicht brechen und sie
können es auch jetzt nicht.

[09:31:56] (Sprechchöre)

[09:32:02] (Chamenei beendet seine Rede ziemlich abrupt mit einem
kurzen Gebet)

Freitag, 11. September 2009

Green Brief #72 vom 9. September 2009 / 18. Shahrivar 1388, deutsche Übersetzung

Von: Josh Shahryar - twitter.com/iran_translator und twitter.com/joshshahryar

(Dieser Bericht wurde mit Hilfe von Meldungen von Twitter-Usern und Kontakten innerhalb und außerhalb des Iran zusammengestellt. Wurden Medienveröffentlichungen verwendet, so wurden die Quellen dazu angegeben. Da sich Meldungen aus dem Iran nicht vollends bezeugen lassen, so werden sie in diesem Bericht zumindest bestätigt, wenn sie von mehreren verlässlichen Quellen in der gleichen Weise dargestellt wurden. Dieser Bericht erscheint unter den Konditionen von Creative Commons (CC) und kann unter der Bedingung weiter veröffentlicht werden, dass ein Link zur Originalquelle angegeben wird.)

Protestaktionen und Unruhen

1. Teilweise bestätigte Berichte aus Teheran und anderen Städten deuten darauf hin, dass die Regierung im Vorfeld der geplanten Proteste am 18. September einige StudentInnen aus ihren Wohnheimen nach Hause schickt. Der Quelle zufolge, waren diese StudentInnen als TeilnehmerInnen von Protesten identifiziert worden und die Regierung wolle mit ihnen kein Risiko eingehen. Es ist unklar, wie viele nach Hause geschickt wurden, aber die Zahl könnte in die Hunderte gehen. Unbestätigte Berichte deuten an, dass die Regeierung dabei ist, die Wohnheime zu schließen.

2. AnhängerInnen der Grünen Bewegung in ganz Teheran stellen Flugblätter her und verteilen sie in den größeren Städten, um Protestierende zu mobilisieren. Ein Beispiel, das Flugblatt aus Mashad: http://bit.ly/7KJJG

3. Neue Berichte deuten darauf hin, dass Beauftragte des Büros des Generalstaatsanwalts von Teheran 15 Kisten mit Papieren und Dokumenten aus dem Büro der „Verteidiger der Rechte von Inhaftierten“ („Defenders of Prisoners' Rights“) mitgenommen hätten. Das Büro war gestern durchsucht und auf Anordnung des Generalstaatsanwalts geschlossen worden.

4. Gestern hatten wir berichtet, in Teheran habe möglicherweise eine Protestaktion stattgefunden; allerdings konnten wir dies nicht bestätigen. (Diese Protestaktion war unabhängig von den Versammlungen vor dem Evin-Gefängnis und den Islamischen Gerichten). Heute tauchte ein Video auf, das die Proteste zeigt. Bislang können wir nicht bestätigen, ob diese Protestaktion tatsächlich gestern abgehalten wurde: http://bit.ly/3ggSpf

5. Aus Anlass des 19. Tages des Ramadan wurden in Tabriz, Gorgan und Zanjan Versammlungen abgehalten, an denen viele Reformkräfte und AnhängerInnen der Grünen Bewegung teilnahmen. Berichte dazu auf Persisch:

Teheran: http://bit.ly/181wYc

Tabriz: http://bit.ly/CWQEk

Gorgan: http://bit.ly/13DC0

Zanjan: http://bit.ly/xNbVm

6. “Allah-o-Akbar”-Sprechchöre waren lauter als in den vergangenen Nächten zu hören und einige der Protestierenden verurteilten die Regierung wegen der Verhaftung von Alireza Beheschti.

7. Am Mittwoch streikten ArbeiterInnen der Landwirtschaftlichen und Industriellen Fabriken Haft Tapeh und hielten eine Protestkundgebung ab. Hunderte ArbeiterInnen forderten dabei eine pünktliche Zahlung ihrer Löhne, die Bezahlung von Überstunden sowie eine Anhebung der Löhne. Protestierende versammelten sich bis zum Ende des Arbeitstages vor dem Büro der Firmenleitung.

Opposition

8. Mir Hussein Mussawi veröffentlichte eine Erklärung als Reaktion auf die Festnahme von Alireza Beheschti und anderen Reformern. Eine vollständige Übersetzung von seinem Facebook-Team ist unten beigefügt (Ich habe einige der offensichtlichen Übersetzungsfehler verbessert).

Im Namen Gottes des Barmherzigen und Gnädigen

Die Nachricht von der Festnahme unserer lieben Brüder, Dr. Seyyed Alireza Beheschti und Morteza Alviri, den Leitern des Sonderkomitees zur Untersuchung des Missbrauchs von Opfern der jüngsten Ereignisse, und General Moghaddam, Leiter des Veteranenkomitees meines Wahlkampfteams, haben eine Welle des Schocks und der Unsicherheit, in [den Herzen] derer, die an die islamische Sache glauben, ausgelöst. Sie wurden inhaftiert, obwohl sie nur schuldig sind, dem revolutionären Weg gefolgt zu sein, die Gerechtigkeit für das unschuldig vergossene Blut verteidigt zu haben und den Familien der Unschuldigen geholfen zu haben, die nach den Wahlen inhaftiert worden sind. Sie sind jetzt in Haft, während die Verantwortlichen für die jüngsten Katastrophen frei sind und die Behörden behaupten, sie würden die verübten Verbrechen sicher untersuchen. Macht ihr das, indem ihr die Beweise für die Verbrechen zerstört und diejenigen einsperrt, die sich für die Rechte der Opfer einsetzen?!

Die Würde der Menschen ist in ihren Kindern geschützt. Jetzt fragen die Menschen diejenigen, die behaupten die Islamische Republik zu schützen, wie sie denn behaupten, die Würde von Ayatollah Dr. Beheschti zu ehren, dem unschuldigen Märtyrer der Revolution, wenn sie seine Familie in dieser Weise behandeln.

Menschen des Iran:

Es ist offensichtlich, dass eure Anstrengungen, den Frieden in der Gesellschaft wiederherzustellen, nicht weise beantwortet werden werden. Gefährliche Tage liegen vor uns. Die Festnahme von Personen wie Dr. Beheschti ist ein Zeichen, das gefährlichere Ereignisse voraussagt. Doch das Böse ist dem Untergang geweiht und was den Menschen nützt, wird Bestand haben. Erhaltet eure Ruhe und Aufmerksamkeit. Die neue Serie von Ereignissen, die begonnen hat, wie auch die anderen armseligen Taten in diesen Tagen, wird unseren Gegnern nichts als Schaden bringen. Seid vorsichtig und lasst euch nicht von ihnen provozieren und während sie sich selbst zerstören, nicht eure Wohnung und euer Land beschädigen.

Ich drücke mein Beileid für die Beleidigung des unschuldigen Beheschti besonders den Kindern dieses Märtyrers aus, seinen Studenten, Anhängern, Bewunderern und allen Anhängern der Revolution und des Islam und bete zu Gott, dass diese Sorge, die in die Herzen unserer Menschen belegt wurde, dadurch wieder gutgemacht werde, dass die Ehre seiner Familie andauern möge.

Mir Hussein Mussawi

9. September 2009

9. In einem Interview mit der “Los Angeles Times“ hat Mehdi Karubi erneut seine Zusage bekräftigt, Gerechtigkeit für die Unterdrückten zu erreichen. Ausschnitte daraus lauten:

„Ich fühle mich verpflichtet, die Rechte der Bevölkerung zu verteidigen“, sagte Karubi. „Politische Veränderungen können auf zwei verschiedene Arten kommen“, sagte er. „Die Veränderung, für die wir uns einsetzen, ist eine Veränderung innerhalb des Systems und der Verfassung, die Beachtung der Bürgerrechte.“

Er nannte keine Einzelheiten über die Strategie der Opposition, umriss aber die Ziele für die bevorstehenden Monate: Lockerung der Beschränkungen für die Medien, Versammlungsfreiheit, ein Ende der Prozesse gegen Oppositionelle und Änderung der Gesetze, um zu verhindern, dass der Wächterrat das letzte Wort bei Wahlen hat.

Das gesamte Interview: http://bit.ly/ov7fL

10. Neue Berichte aus Qom deuten an, Chamenei habe versucht die Ahmadinedschad gegenüber kritisch eingestellten Geistlichen in Qom umzustimmen, indem er Scheich Mohammad Yazdi zu ihnen geschickt hat, um mit ihnen zu sprechen. Yazdi wurde von den Geistlichen in Qom gemieden, und jetzt verschlechtern sich die Beziehungen zwischen Chamenei und diesen Geistlichen.

Groß-Ayatollah Safi-Golpayegani hatte im Zusammenhang mit den weiblichen Ministerinnen in der Regierung einen Brief an Chamenei gesendet, in dem er seine Opposition zum Ausdruck brachte. Allerdings sandte Chamenei eine Antwort, in der er erklärt der Oberste Führer zu sein und andere Geistliche sollten sich aus den Regierungsangelegenheiten heraushalten.

Ayatolla Nouri Hamedani ist mit Ayatollah Safi-Golpayegani zusammengetroffen und hat sein Bedauern darüber zum Ausdruck gebracht, Ahmadinedschad gratuliert zu haben. Er sagte, er sei von der Regierung hereingelegt worden, dies zu tun.

Andere Berichte deuten an, einige oppositionelle Geistliche wollen Groß-Ayatolla Ali Sistani aus dem Irak einladen, in den Iran zu kommen und die Lage zu beurteilen. Dieser Vorschlag wurde von den meisten Geistlichen gutgeheißen und soll bald umgesetzt werden.

11. Regierungseigenen Webseiten zufolge hat sich Mohammad Ali Abtahi aus dem Gefängnis in einem Telfongespräch mit Karubi darüber beschwert, von der Zeitung Karubis als Verräter verunglimpft worden zu sein. Dies konnte durch reformorientierte oder unabhängige Medien nicht bestätigt werden.

12. Der Verband reformorientierter Frauen („Reformist Women's Association“) hat eine Erklärung veröffentlicht, in der er die Behandlung von Gefangenen und die Tatenlosigkeit der Regierung gegenüber Verursachern von Gewalt gegen Protestierende heftig verurteilt.

13. 300 Arbeitskräfte, Manager und Arbeiter, die in der Vergangenheit mit Shapur Kazemi, dem inhaftierten Bruder von Sahra Rahnavard zusammengearbeitet haben, haben einen Brief an Sadeqh Laridschani geschickt, in dem sie seine sofortige Freilassung fordern.

Regierung und Internationales

14. In einem Treffen mit Regierungsvertretern in Anwesenheit von Ahmadinedschad rühmte Chamenei Ahmadinedschad als tatkräftige und unermüdliche Person und sagte er bete häufig für ihn und einige andere Personen der Regierung.

15. Berichten zufolge ist der für die Haftanstalt Kahrizak verantwortliche Beamte, der verhaftet und später wieder freigelassen wurde, auf Anordnung von Justizchef Sadeqh Laridschani erneut verhaftet worden. Berichten zufolge sei er nach nur wenigen Stunden im Gefängnis auf Druck hochrangiger Regierungsvertreter freigelassen worden.

16.. Justizchef Sadeqh Laridschani sagte heute, was in den Haftanstalten passiert sei, habe dem Ansehen der Regierung einen großen Schlag zugefügt. Er sagte, die Justiz würde diesen Rechtsverletzungen gewissenhaft und energisch nachgehen.

Er sagte außerdem, einige hätten versucht die Wahlen als betrügerisch darzustellen und außerhalb des „Kreises der Legalität“ abzuschweifen. Er sagte, Gesetzesübertretungen hätten überhand genommen und nach den Wahlen hätte beobachtet werden können, wie solche Aktionen große Kosten für die Islamische Regierung verursacht hätten. Er sagte, diese Gesetzesbrecher sollten nicht denken, sie würden nicht beobachtet werden und die Justiz solle die Verursacher solcher Gesetzesübertretungen rechtlich verfolgen.

17. Der Kommandeur des Marinekorps der Islamischen Revolutionsgarden, Konteradmiral Morteza Saffari sagte, die Feinde Irans hätten ihre Strategie geändert und würden einen „weichen Krieg“ gegen das Land führen.. Er sagte, ein „Medienkrieg“ sei gegen den Iran in Gang gesetzt worden und Anstrengungen würden unternommen „zivilen Ungehorsam“ im Land heraufzubeschwören, was Teil des weichen Krieges des Feindes gegen den Iran sei. Die Strategie der Vereinigten Staaten der Islamische Republik Iran gegenüberzutreten ist auf weichen Maßnahmen begründet, “aber die Vereinigten Staaten setzten auch ihre Drohungen eines Militärschlages fort“, merkte er an.

18. Der venezuelanische Präsident Hugo Chavez sagte der französischen Zeitung „Le Figaro“ am Mittwoch, Ahmadinedschad sei ein Alliierter und ein Freund; während seines Besuchs in Teheran in der letzten Woche hätten beide vereinbart, Nukleartechnologie nach Venezuela zu bringen.

19. Iran hat sein neues Paket mit Vorschlägen an die Gruppe der „5+1 Staaten“ vorgestellt. Das Paket wurde am Mittwoch von Irans Außenminister Manouchehr Mottaki an die Botschafter Chinas, Frankreichs, Deutschlands, Russlands und der Schweiz – in Vertretung der USA – sowie an den Britischen diplomatischen Geschäftsträger in Teheran übergeben. Einzelheiten der Vorschläge in dem Paket wurden nicht bekannt.

20. Es sind Berichte aufgetaucht, wonach die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) in die Ereignisse, die sich am 11. September 2001 ereignet haben, verwickelt sein soll. Dies betrifft die Bereitstellung von Geld an Terrororganisationen, Logistik und sogar eine direkte Beteiligung des Iran an den Ereignissen des 11. September. Die Berichte sind bisher vage und sollten mit Vorsicht behandelt werden, bevor mehr Informationen vorhanden sind.

Verhaftungen, Freilassungen, Tötungen und Folter

21. Mohammad Ozlati-Moqaddam, ein früherer Kommandeur der IRGC und Leiter der Veteranengruppe im Wahlkampfteam von Mir Hussein Mussawi, wurde in seiner Wohnung verhaftet. Ozlati-Moqaddam, der früher an der Seite von Hussein Shariatmadari und Hussein Safar-Harandi Dienst im politischen Büro der IRGC leistete, wurde am Dienstag verhaftet. Beamte verhafteten ihn, nachdem sie seine Wohnung durchsucht hatten.

22. Teilweise bestätigte Bereichte deuten darauf hin, dass Alireza Beheschti nach einer hitzigen Auseinandersetzung mit einem seiner Kidnapper brutal geschlagen worden sei. Die Berichte deuten darauf hin, dass er mit einem Schädelbruch ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort sei er von einem anderen Kidnapper erneut geschlagen und im Gesicht verletzt worden. Nach kurzer Behandlung sei er an einen unbekannten Ort gebracht worden.

23. Sayed Ali Akbar Kheradnedschad, ein vor kurzem freigelassener Häftling, sprach mit einer iranischen Menschenrechtsorganisation über die Schrecken der Haft.. Kheradnedschad zufolge, der vor zwei Monaten an den Protesten am Waliasr-Platz in Teheran teilgenommen hatte, sprühten ihm Sicherheitskräfte Pfefferspray in die Augen, schlugen ihn mit einem Schlagstock und nahmen ihn fest. Er sei mehrfach mit anderen Häftlingen eingeschlossen und über Tage hinweg hungern gelassen worden; oder es sei ihm dürftige und ungesunde Nahrung gegeben worden. Sie seien mehrfach geschlagen worden, ihnen seien die Augen verbunden worden, sie seien verhört worden und hätten schließlich in überfüllten Zellen ausharren müssen. Er fügte hinzu, einige Menschen seien so brutal gefoltert worden, dass, wie er gehört habe, selbst einige der Männer, die an der Folter teilgenommen hätten, sich gegen deren Ausführung ausgesprochen hätten, da sie diese als zu brutal angesehen hätten.

24. Teilweise bestätigte Berichte deuten darauf hin, dass Sadegh Noroozi, ein reformorientierter Politiker, heute freigelassen wurde.

25. Gestern haben wir berichtet, dass 15 JournalistInnen vom Geheimdienstministerium einbestellt und über einen Brief verhört wurden, den eine Gruppe von JournalistInnen an den Justizleiter geschrieben hatte. Neue Berichte deuten darauf hin, dass Agenten des Ministeriums die JournalistInnen gewarnt hätten, sie würden festgenommen werden, sollten sich ihre Namen in Zukunft noch einmal unter irgendeinem Brief oder irgendeiner Erklärung finden. Den JournalistInnen wurden drei Möglichkeiten angeboten: ihre Unterschriften zu streichen, ihren Fall an ein Gericht weiterzugeben oder für das Geheimdienstministerium zu arbeiten. Den Berichten zufolge hätten die JournalistInnen alle drei Angebote abgelehnt.

26. Isa Saharkhiz, ein inhaftierter iranischer Journalist, hat seiner Familie mitgeteilt, Technologie, die der Regierung von der Firma Nokia verkauft worden war, sei direkt für seine Festnahme verantwortlich. Sein Sohn Mehdi Saharkhiz hat seine Bereitschaft bekundet, Nokia zu verklagen und hat diesbezüglich Kontakt mit einem Rechtberater aufgenommen.

27. Neue Berichte deuten darauf hin, der Prozess gegen die Gesetzesbrecher der Haftanstalt Kahrizak werde nicht in der Öffentlichkeit abgehalten.

Verschiedenes

28. AnhängerInnen der Grünen Bewegung bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig: http://bit.ly/Ucrqa

29. AnhängerInnen der Grünen Bewegung in Qom: http://www.mowjcamp.com/article/id/27711

30. Eine wunderbare Webseite zum Gedenken an Neda und ihre Freunde: http://neverforget.us/

Internationale Protestaktionen, Ereignisse, Warnhinweise und Anstrengungen

31. Das Projekt „Grünes Licht“ (Project Green Light) könnte genau das richtige für Sie sein! http://twitpic.com/gk3c5

32. Für Informationen zu Protesten gegen die Rede Ahmadinedschads bei den Vereinten Nationen: http://united4iran.com/

33. Transportinformationen Maryland und Virginia zu den Protesten am 23 September in New York City http://bit.ly/lHNrp

34. Eine inoffizielle Liste bevorstehender Proteste in den USA: http://protests.sharearchy.com/

35. Eine Liste von Protesten, die in Deutschland geplant sind, besuchen Sie bitte diesen Link: http://tinyurl.com/nbzacj

36. Hilfe für traumatisierte Angehörige der „Grünen Bewegung“: http://healingthegreensoul.blogspot.com/

(Sollten Sie, Ihre Freunde und Bekannten oder ihre Organisation internationale Veranstaltungen, Protestaktionen oder irgendetwas anderes abhalten, was mit den Wahlen im Iran in Verbindung steht, schicken Sie mir bitte eine E-Mail mit den Einzelheiten und ich werde darüber berichten. Meine E-Mailadresse lautet: dbosca@gmail.com).

Wenn Sie helfen möchten:

Ein großes Dankeschön an S joon für die Hilfe beim Korrekturlesen und für viele wertvolle Hinweise. Vielen Dank auch an alle ÜbersetzerInnen, die ihre wertvolle Zeit einsetzen, damit diese Informationen so viele Menschen wie möglich erreichen.

Original: http://iran.whyweprotest.net/green-brief/45461-green-brief-72-september-9-shahrivar-18-a.html

Übersetzt von Jo Sh

Donnerstag, 10. September 2009

Green Brief #71 vom 8. September 2009 / 17. Shahrivar 1388, deutsche Übersetzung

Original von Josh Shahryar - twitter.com/iran_translator and twitter.com/joshshahryar

Dieser Bericht wurde aufgrund von Meldungen von Twitter-Usern zusammengestellt. Ausserdem aufgrund von Meldungen inner- und ausserhalb Irans. Auszüge aus Medien werden bezeichnet, falls verwendet. Berichte aus dem Iran können nicht immer voll und ganz bezeugt werden, es wird jedoch mindestens bestätigt, dass sich verschiedene Quellen auf eine Darstellung geeinigt haben. Der Green Brief wird unter “Creative Commons (CC)”-Lizenz veröffentlicht und kann unter der Bedingungen publiziert werden, dass ein Link auf das Original gemacht wird.


Proteste und Unruhen

1. Die Regierung zeigte ihre Muskeln und hat das Büro von Karroubi durchsucht und geschlossen. Angestellte der Teheraner Staatsanwaltschaft sind während des Tages in das Gebäude eingedrungen und haben Karroubi und seine Angestellten aufgefordert, das Büro zu verlassen. Sie beschlagnahmten Dokumente. Das Büro von Karroubi ist bis auf Weiteres unter Kontrolle der Regierung.

2. Das Büro von Karroubis Zeitung Etemaade Melli wurde ebenfalls geschlossen. Dokumente, Computer, Filme und CDs wurden beschlagnahmt und das Büro wurde versiegelt. Alle Angestellten mussten ihre Namen, Adressen und andere Informationen hinterlassen und wurden anschliessend nach Hause geschickt.

3. Der Grund für diese Geschehnisse liegt im geplanten Protest vom 18. September, welcher mehr und mehr Unterstützung findet. Karroubi hat heute bestätigt, dass er an den Protesten teilnehmen wird und lud alle Leute der grünen Bewegung ein, ebenfalls teilzunehmen.

4. Angestellte der Staatsanwaltschaft haben ebenfalls ein Büro der Menschenrechtsorganisation Defenders of Detainees' Rights geschlossen. Sie konfiszierten Material im Büro der Organisation in Teheran. Mehr Informationen dazu im nächsten Green Brief.

5. Mehr als hundert Angehörige der Inhaftierten haben sich unter einer Brücke in der Nähe des Evin-Gefängnisses versammelt und lauthals gegen die Regierung protestiert. Sie wurden von Sicherheitskräften umstellt und bedroht – ohne die Proteste aufzugeben. Weitere Menschen aus der Umgebung hatten sich den Protesten angeschlossen. Die Aktion dauerte mehr als eine Stunde.

6. Vor dem Revolutionsgericht, die wichtigste rechtliche Institution des Landes, versammelten sich ebenfalls mehr als hundert Angehörige der Inhaftierten. Auch sie wurden von Sicherheitskräften umstellt. Ausserdem gab es Berichte über weitere Versammlungen und Zusammenstösse in anderen Quartieren der Stadt.

7. In Qom wurde ein Mann verhaftet, während er mit seiner Familie durch eine belebte Strasse fuhr. Bewaffnete Kräfte in Zivil stoppten seinen Wagen mitten auf der Strasse. Aufgrund des Widerstands wurde ihm in die Schulter geschossen. Während er weggetragen wurde rief er “Tod für Khamenei”. Es gibt keine Informationen über sein Vergehen und den Verbleib seiner Familie.

8. Polizeichef Esmail Ahmadi-Moghaddam warnte die Reformisten vor der Teilnahme an den geplanten Protesten vom 18. September. Gemäss seinen Ausführungen würden die Reformisten bei einer Teilnahme ihr wahres Gesicht zeigen und den Feiertag für politische Agitation missbrauchen. Er sagte, die Menschen hätten die Wahlresultate akzeptiert und die Anschuldigungen wegen Wahlbetrug zurückgewiesen. Er fügte ausserdem an, in Kahrizak hätten keine Vergewaltigungen stattgefunden.

9. Ali Fazli, ein hoher Kommandant der Revolutionswächter, kündigte an, dass sich Wächter mit Verantwortlichen an der Universitäten treffen werden, um den geplanten Protesten von nächster Woche entgegenzuwirken.

10. Anhängerinnen und Anhänger der Protestbewegung halten in Teheran, Qom, Tabriz und Shiraz in den letzten Tagen des Ramadan religiöse Feierlichkeiten ab. Die Versammlungen sind nicht politisch und werden abghalten, um für die Freilassung der Gefangenen und eine Reform des Regimes zu beten.

11. Gestern haben wir berichtet, dass die Regierung Dutzende Studierende von ihrem Studienplatz verbannt. Heute wurde berichtet, dass Leila Sehat, eine Frauenrechtsaktivistin und eine Mitarbeiterin von Mousavis Wahlkampagne, vom Studium an der Teheraner Universität ausgeschlossen wird.

12. In der ersten Quadr-Nacht wurden in Teheran und anderen Orten “Allah-o-Akbar”-Rufe vernommen.

13. Nachdem die Gedenkveranstaltung an Ayatollah Taleghani in Hosseiniya-e Ershad von der Regierung abgesagt wurde, hat die Familie alle Interessierte zu einer Veranstaltung am Mittwoch im Büro des Sohn eingeladen, um dem Leben des Geistlichen zu gedenken.


Opposition

14. Karroubis Sohn, Hossein Karroubi, sagte heute, sein Vater sei von der Regierung eingeschüchtert worden, damit er seine Unterstützung für die Untersuchungen in den iranischen Gefängnissen aufgibt. Er sagte, sein Vater nehme die Sache aber sehr ernst und werde seine Unterstüzung keinesfalls aufgeben.

15. Die Parlamentsfraktion Der Weg des Imans veröffentlichte heute ein Statement, in dem die Anschuldigungen gegen Reformisten des Revolutionsgarden-Kommandanten Ali Dschafari zerpflückt werden. Die Behauptungen von Dschafari seien unhaltbar und würden die Leute brüskieren, welche während ihres ganzen Lebens des Fussstapfen von Iman Khomeini gefolgt sind.

16. Sazemane Mujahidine Enghelab (Organisation der Mudschahidin der Islamischen Revolution) hat ein Statement verfasst, in dem sie den soeben eingesetzten Justizminister Sadegh Larijani zum Rücktritt auffordert, sollte er das zügellose Rechtsverhalten der Regierung nicht in den Griff kriegen. Die Organisation fordere Larijani auf, die illegalen Aktivitäten der Sicherheitskräfte zu untersuchen, vorallem die Aktivitäten bei den Protesten nach den Wahlen. Die Organisation beschuldigte auch Sicherheitskräfte, Javad Iman mittels Entführung und temporärem Festhalten seiner Tochter zu einem Geständnis zwingen zu wollen.

17. In einem Treffen mit reform-orientierten Studierenden kritisierte Grand Ayatollah Bayat-Zanjani die Vorkommnisse nach den Wahlen scharf. Zanjani sagte, die Kraft sei nicht Quelle von Rechtmässigkeit gewesen, eher Rechtmässigkeit die Quelle der Kraft. Er fügte in einem Seitenhieb an die Regierung an, dass manche denken, man könne dies mit Wortspielen ändern. Wie auch immer, dies sei die Ideologie der vergangenen Monarchie und nicht der Ideologie der schiitischen Imane, welche hervorgehoben hätten, das niemand über dem Gesetz stehe.


Regierung und Internationales

18. Parlamentssprecher Ali Larijani versuchte heute, den Ärger der Menschen zu besänftigen. Bei Feierlichkeiten mit Parlamentariern zum Fastenbrechen sagte er, politische Gräben sollten vermindert und nicht vergrössert werden. Er beschrieb die momentane Situation als einen “kritischen Augenblick”. Jede gesunde Regierung und Gesellschaft erlebe “ideologische, taktische und strategische Meinungsverschiedenheiten. (...) Das Land geht gegenwärtig durch eine komplizierter Phase, und Recht und Unrecht werden durcheinandergebracht. (...) Wenn wir etwas für das Land tun wollen, sollten wir dies möglichst ohne grosses Aufsehen tun, damit die Leute von den Differenzen nicht betroffen sind. Und es sollten keine neue Streitigkeiten entstehen bzw. bestehende Differenzen auf ein neues Level erhöht werden. (...)”. Larijani betonte ausserdem, es bestünden “Zweifel an bestimmten Angelegenheiten; wir sollten die Ansichten und Ratschläge des Obersten Führers beachten.”

19. Die Freitagspredigt vom 11. September wird von Khamenei abgehalten. Seit Juni ist es das erste Mal, dass er wieder auf die Kanzel steigt. Quellen innerhalb Irans befürchten, dass er zu einer weiteren brutalen Massregelung aufrufen wird, diesmal möglicherweise gerichtet gegen Führer der Reformistinnen und Reformisten.

20. Brigadier Yadullah Javani, der Sekretär des politischen Büros der Revolutionsgarden, sagte in Beantwortung der Kritik am gewachsenen politischen Einfluss, die Atmosphäre im Land habe sich verändert und die Revolutionsgarden würden sich nicht mehr nur als Sicherheitsorganisation sehen. Er fügte an, dass die Organsation weiterhin gegen Leute kämpfen werde, die sich gegen das Regime stellen.

21. Unterstützung kriegte Revolutionsgarde-Kommandant Jafari heute von einem hohen Offizier seiner Geheimdienstabteilung. Jafari beschuldigte die Reformistinnen und Reformisten des Umsturzversuchs. Der Geheimdienstoffizier sagte, seine Abteilung habe eindeutige Beweise und diese seien an die Justiz weitergeleitet worden. Falls es nötig sein sollte, werden die Beweise auch öffentlich zugänglich gemacht.

22. Eine Regierungsquelle behauptete, die Angriffe gegen das Büro zur Untersuchung des Zustands der Gefangenen seien direkt von Ahmadinejad angeordnet worden. Ahmadinejad sei immer gegen die Untersuchung gewesen und will damit eine klare Botschaft an die Reformistinnen und Reformisten senden.

23. Regierungsquellen haben ebenfalls angedeutet, dass der neue Staatsanwalt von Teheran die Tribunale gegen Reformisten nicht mehr via elektronische Medien verbreiten möchte. Er will auch verhindern, dass die Tribunale gegen die Übeltäter von Kahrizak öffentlich abgehalten werden.

24. Der Provinzgouverneur von Teheran, Morteza Tamaddon, hat hat gesagt, dass der Nationale Sicherheitsrat einen Ausschuss eingesetzt hat, welcher die Angriffe auf die Schlafräume der Teheraner Universität untersucht.

25. Die iranische Regierung hat Berichten zufolge eine Untersuchung eingeleitet, welche die öffentlichen Beschwerden in Zusammenhang mit den Unruhen nach den Wahlen ausleuchten soll, mit Fokus auf die Fälle von Haftmissbrauch. Der oberste Sicherheitsrat hat ein Komitee gebildet, welches die Schäden und Verluste jeglicher Art nach den Wahlen vom 12. Juni anschaut. Die Beamten untersuchen die Fälle einer Anzahl Häftlinge, welche im Süden von Teheraner Gefängnis Kahrizak festgehalten wurden. Dieses neue Komitee hat keine Verbindung mit dem Ausschuss, welcher zum selben Zweck vom Parlament eingesetzt wurde.

26. Ahmadinejad hat Berichten zufolge die Nominierung zweier Minister zurückgezogen, die er eben gerade gestern aufgestellt hatte. Fatemeh Alia und Ali Zabihi wurden dem Parlament als Bildungs- und Energieminister vorgeschlagen. Wie auch immer, heute bekam das Parlament neue Post, es solle die zwei Vorschläge nicht berücksichtigen und es werde neue Vorschläge erhalten.

27. Der Parlamentsabgeordnete Ali Motaheri beschuldigte Ahmandinejad heute, mit der Nominierung von Frauen für Ministerposten sich Stimmen der Reformistinnen und Reformisten kaufen zu wollen. Er sagte, möglicherweise werde Ahmadinejad sogar die Satellitenschüsseln legalisieren, um die Menschen zu beschwichtigen.

28. Iran bereitet sich darauf vor, dem Westen am Mittwoch ein neues Verhandlungspaket zu der Nuklearfrage vorzulegen.

29. Teheran wurde von der kommenden Versammlung der Anrainerstaaten des kaspischen Meers ausgeschlossen. Das Meeting von Repräsentanten von Russland, Asserbeidschan, Turkmenistan und dem Gastgeberland Kasachstan wird am Donnerstag in Atkau abgehalten.


Gefangene, Haftentlassungen, Getötete, Folter

30. Einige Vergewaltigungsopfer haben ihre Fälle und Beweise an Ayatollah Javad Amoli in Qom herangetragen. Javad Amoli ist der interimistische Freitagsprediger der Stadt. Es wurde berichtet, dass nach der Versiegelung und Schliessung von Karroubis Büro Ayatollah Amoli und Ayatollah Yusuf Sanei’ie ihre Türen geöffnet haben, um Beschwerden zu Missbrauch, Folter und Vergewaltigung entgegenzunehmen. Beide haben versprochen, den Fällen weiter nachzugehen.

31. Heute gab es drei bedeutende Verhaftungen. Ein klares Signal der Regierung, das Vorgehen gegen Reformistinnen und Reformisten zu intensivieren. Als erstes wurde Alireza Beheshti verhaftet, ein wichtiger Berater von Mousavi. Alireza Beheshti ist der Sohn von Ayatollah Beheshti, einem der Anführer der Islamischen Revolution. Alireza war Mousavis Stellvertreter im Komitee der Reformisten, welche die Todesfälle, Verhaftungen und Haftbedingungen im Nachgang der Wahlen untersucht. Er wurde auf Befehl des Teheraner Staatsanwalts von Sicherheitskräften verhaftet.

32. Später am Tag wurde auch der Stellvertreter von Karroubi im selben Komitee, Morteza Alviri, verhaftet. Es gab eine Hausdurchsuchung und es wurden Dokumente und anderes Material konfisziert. Dies geschah, nachdem gestern bereits das Büro des Komitees angegriffen und beinahe alles Material auf Befehl des Teheraner Staatsanwalts konfisziert wurde.

33. Ebenso wurde Mohammad Dawari festgenommen, ein Journalist und Herausgeber von Sahaam News, einer Karroubi nahestehende Webseite. Er arbeitete ebenfalls mit der Zeitung “Etemaade Melli” zusammen, nachdem deren Herausgeber Mohammad Ghouchani verhaftet wurde.

34. Einen Tag nachdem 300 Journalistinnen und Journalisten dem Staatsanwalt von Teheran einen Brief geschrieben haben, er solle die illegalen Aktivitäten seines Büros stoppen und reform-orientierte Zeitungen wieder erlauben, wurden 15 Unterzeichnerinnen und Unterzeichner vom Geheimdienst befragt und bedroht. Den Journalistinnen und Journalisten wurde zudem gesagt, sie dürften das Land derzeit nicht mehr verlassen.

35. Reporterinnen und Reporter ohne Grenzen habe zur Freilassung von Ali Asguar Jamali aufgerufen. Der Mediziner und Blogger lebt im Norden in der Stadt Qasvin. Jamali wurde zusammen mit anderen Aktivistinnen und Aktivisten am 2. September gemäss Fars News wegen “Aufhetzung und Verstössen gegen die nationale Sicherheit, wegen Protesten und Beleidigung von Regierungsbeamten in Veröffentlichungen und Besprechungen” festgenommen. Ein Richter von Qasvin wurde von Fars-News zitiert, Jamali sei als Kopf einer Gruppe von Aktivisten festgenommen worden – und “als Mediziner, welcher unmoralische Beziehungen mit Patienten habe". Das Gericht behauptete zudem, dass “Alkohol und Beweise für Mitgliedschaft in einer konterrevolutionären Gruppierung" in seinem Büro gefunden worden seien.

36. Es gab Berichte, dass am Shohada-Platz 30 Menschen verhaftet wurden, welche eine Versammlung abhielten. Diese Berichte können nicht bestätigt werden.

37. Neueste Berichte aus Teheran weisen darauf hin, das die Regierung mindestens eine geheime Einheit bei den Sicherheitskräften gebildet hat, welche unabhängig von den anderen Sicherheitskräften agiert und nur für die Verhaftung von Dissidenten gebildet wurde. Diese Einheit hat den Auftrag, bisher nicht aufgefallene, reform-orientierte Organisatorinnen und Organisatoren von Protesten zu suchen und zu verhaften.


Medien

38. Raja News - ein konservatives Sprachrohr, welches streng die Linie von Ahmadinejad verfolgt – publizierte heute einen Artikel, dass Protestierende den öffentlichen Verkehr in Teheran als Plattform für Proteste benützen. Gemäss Raja News rufen die Leute während der Durchfahrt aus den Bussen heraus zu Protesten auf!


Internationale Proteste, Veranstaltungen, Warnungen, Bestrebungen

39. Für mehr Informationen über die Proteste gegen die Rede von Ahmadinejad vor der UNO siehe hier http://united4iran.com/. Siehe auch hier für für Proteste gegen den Aufenthalt von Ahmadinejad in New York: PageNotFound

40. In Brüssel wird eine Gedenkveranstaltung für die Opfer der letzten 30 Jahre des iranischen Regimes durchgeführt. Für weitere Informationen hier anrufen: 0032 486 48 43 65

41. Info für Transporte von Maryland & Virginia nach New York für die Proteste am 23. September: Protests to welcome Ahmadinejad at UN in New York

[Ergänzung Übersetzung: Link für Reisen von Philadelphia nach New York ]Philadelphia: Traveling from Philly to NYC - TripAdvisor

42. In Richemont wird eine Fundraising-Veranstaltung durchgeführt für die Proteste in New York (23./24. September). Link: http://tinyurl.com/n5adyj

43. Eine inoffizielle Liste der kommenden Proteste in den USA: Protesting for Iran until they don't have to

44. Liste der geplanten Proteste in Deutschland: Julia's Blog: Protests and rallies in Germany (subject to change w/o notice)

45. Hilfestellung für traumatisierte “Grüne”:
Healing the Green Soul

(Falls Du selber, Deine Freunde oder Deine Organisation internationale Veranstaltungen durchführt, Proteste oder etwas anderes organisiert, welche in Zusammenhang mit den Wahlen in Iran stehen: Sendet mir ein Mail an dbosca@gmail.com. Ich gebe im Green Brief eine Plattform.)


Für Helferinnen und Helfer

Ein herzliches Dankeschön an S joon für seine Hilfe durch Gegenlesen und für seine wertvollen Tipps. Ebenso ein grosses Dankeschön an alle Übersetzerinnen und Übersetzer, welche mithelfen, die Green Briefs einem möglichst grossen Publikum zugänglich zu machen.

Original:http://iran.whyweprotest.net/green-brief/44989-green-brief-71-september-8-shahrivar-17-a.html

Übersetzt von slkrf, gepostet auf http://iran.whyweprotest.net/green-brief/45510-green-brief-71-deutsche-aoebersetzung.html

Mittwoch, 9. September 2009

Der Sohn eines iranischen Hingerichteten erzählt

Die Geschichte von jemandem, dessen Vater als politischer Gefangener hingerichtet wurde und seine Gedanken zur Bewegung im Iran.

Dienstag, 8. September 2009

Green Brief # 70 vom 7. September 2009 | 16. Sharivar 1388

Von: Josh Shahryar - twitter.com/iran_translator und twitter.com/joshshahryar

Dieser Brief ist eine Zusammenfassung von Berichten, die Kontakte innerhalb und außerhalb Irans auf Twitter gegeben haben. Wenn andere Quellen/Medien verwendet wurden, ist dies extra vermerkt.

Berichte aus dem Iran können (aufgrund der Lage dort) nicht völlig bestätigt sein. Werden sie hier als bestätigt bezeichnet, geben im Idealfall mehrere zuverlässige Quellen gleich lautende Informationen.


Dieser Bericht wird zu den Bedingungen der Creative Commons (CC) veröffentlicht und kann unter der Bedingung, dass ein Link zur Originalquelle angegeben wird, frei weiter veröffentlicht werden.


(Es findet sich hier auch noch Material vom 6. September, aber da das Meiste vom 6. September bereits unter dem 5. September veröffentlicht wurde, habe ich viele Nachrichten nicht noch einmal aufgeführt.)

Proteste / Unruhen

7. September

1. Gegen 16:30 h Teheraner Zeit stürmten Sicherheitskräfte ohne Durchsuchungsbefehl oder Gerichtsbeschluss Mousavis Büro, wo auch die Fälle der (missbrauchten) Gefangenen bearbeitet werden. Sie durchsuchten das komplette Büro und brachten alle Unterlagen an einen nicht näher bezeichneten Ort. Auf einen Durchsuchungsbefehl oder Gerichtsbeschluss angesprochen, antworteten die Sicherheitskräfte, dass die Unterlagen nicht zurückgegeben werden würden, weshalb ein Durchsuchungsbefehl oder Gerichtsbeschluss nicht nötig seien.

Die Arbeit des Büros wird von Alireza Beheshti - dem Sohn von Ayatollah Beheshti – geleitet. Sie wurde initiiert, um das Schicksal der Gefangenen, die Anzahl der Toten sowie andere, mit der gegen die Protestierenden ausgeübten Gewalt zusammenhängende Themen zu untersuchen. Das Büro war eine der wenigen Anlaufstellen, wo Betroffene über ihr Schicksal sprechen und Beschwerden aufsetzen konnten. Diese Stelle war besonders wichtig, weil die Sicherheitsbehörden die Opfer ignoriert und in manchen Fällen diejenigen, die sich beschwerten, sogar verhaftet hat.

2. Die Regierung hat die alljährliche Versammlung zum Gedächtnis an Ayatollah Taolghani abgesagt. Die Versammlung zum Shabe Qader am Imam Masooma's Schrein in Qom findet statt. Anstelle der traditionellen Redner Ayatollah Amini, Ayatollah Javad Amoli, Ayatollah Ostadi und Nategh Nouri werden in diesem Jahr regierungsfreundliche Geistliche sprechen; nämlich Ahmad Khatami, Ayatollah Sediqi, Dr. Rafi'ie und Alireza Panahiyan. Es gab Berichte, dass die grüne Bewegung an diesen Versammlungen teilnehmen würde, so dass diese Neuregelung den Eindruck macht, dass die Regierung damit der grünen Bewegung einen Anlass zu einer weiteren Versammlung entziehen will.


3. Es gibt Berichte, dass sich Dutzende Menschen jede Nacht in verschiedenen Teilen Teherans treffen, um Parolen gegen die Regierung zu rufen. Diese Proteste geschehen unvermutet und zeitgleich.

Ein Beispiel für einen derartigen Protest vom 3. September in Shahrake Gharb:
http://bit.ly/3L3evK
und vom 6. September auf dem Vanak Platz: http://www.youtube.com/watch?v=-hJ3cRFuP9Y


6. September

4. Im ganzen Land werden Flugblätter für die Proteste am 18. September verteilt. Berichten zufolge haben die Menschen begonnen, sich massenweise zu organisieren, seit die Reformpolitiker diese Proteste (öffentlich) unterstützt haben, um diese Proteste so wirksam wie möglich zu machen.

Ein Foto des Flugblattes: http://bit.ly/WBXJk

5. Unzähligen iranischen Studenten wurde als Folge ihrer Teilnahme an den Protesten von der Regierung das Recht auf einen Studienplatz entzogen. Berichten zufolge wurden diese Studenten suspendiert oder gänzlich vom Zugang zu jedweder höheren Bildungseinrichtung gesperrt, weil sie während der Proteste fotografiert oder inhaftiert wurden. Hauptsächlich geschieht dies in Tabriz, Shiraz und Tehran.

Opposition

7. September

6. Der frühere Präsident Seyed Mohammad Khatami sagte heute, dass sie gegen alle seien, die, um den westlichen Liberalismus zu bekämpfen, faschistische Taktiken und totalitäre Ideen anwendeten, um den Menschen ihren Willen aufzuzwingen.

Er wies alle die sich sorgen darauf hin, daran zu denken die nationale Sicherheit wieder herzustellen und dem gegenwärtigen System Vertrauen darin zu schenken, die Probleme lösen zu können. Er lies erkennen, dass er eine islamische Regierung bevorzugt, gleichwohl er gegen jene sei, die den Islam für ihr Fehlverhalten missbrauchten. Bezogen auf die gegenwärtige Krise sieht er in der (abgelaufenen) Wahl eine große Chance, die vertan worden sei. Nach seiner Ansicht hätten die Menschen gehofft, mit der Wahlteilnahme einen Schritt weiter zu kommen, was das Vertrauen wieder hätte herstellen können.

Seine Rede hinterließ den Eindruck, dass er eine Reform der Dinge nur für möglich hält, wenn in den kommenden Monaten das geschehene Unrecht gesühnt und das Recht wieder hergestellt wird.


7. Am 5. September hat Grand Ayatollah Safi-Golapyegani das Imam Sajjad Seminar in Qom besucht, um dort mit dem Grand Ayatollah Naser Makarem-Shirazi Gespräche zu führen. Das Treffen fand am 5. September hinter verschlossenen Türen statt.

Auf der offiziellen Homepage von Ayatollah Golpayegani heißt es, die beiden schiitischen „Quellen der Nachfolge“ hätten verschiedene Themen diskutiert und übereinstimmende Lösungen gefunden.


Safi-Golpayegani hatte die Wahl früher als “große Lüge” bezeichnet. Makarem-Shirazi hatte bisher offiziell noch keine Stellung bezogen. Makarem-Shirazi hatte Ahmadinejad allerdings nicht gratuliert und war bei dessen Antrittsbesuch in Mashhad nicht anwesend.


8. Andere Berichte aus Qom zeigen, dass die Geistlichen sich so langsam doch beteiligen. Demnach werben Geistliche, die für Khamenei sind, für die Unterstützung von Ahmadinejad, da dieser von Khamenei gestützt wird, während oppositionelle Geistliche Khameneis Autorität für null und nichtig erklären.
Nach Berichten über ein Treffen zwischen Grand Ayatollah Yusuf Sane'ie und Grand Ayatollah Montazeri, wurde nun auch bestätigt, dass Sane'ie sich mit den Ayatollahs Safi-Golpayegani, Mousavi Ardabeli, Shabiri Zanjani, Bayat Zanjani, Mousavi Tabrizi, Sayed Javad Shahristani (Vertreter des Grand Ayatollah Seyed Ali Sistani aus dem Irak) und Said Hasan Khomeini getroffen hat.

Bestätigten Berichten zufolge hat Ayatollah Shabiri Zanjani sich in den letzten zwei Monaten mit Ayatollah Sane'ie und Ayatollah Montazeri getroffen. Ayatollah Bayat Zanjani traf Sane'ie offenbar an dem Tag, als regierungsfreundliche Kräfte sein Büro überfielen.


Das Treffen zwischen Sane'ie und Zanjani endete Berichten zufolge mit dem Ergebnis, dass Geistliche Stellung beziehen und ihre Opposition zu den im Namen des Islams verübten Gräueltaten zeigen müssten. Bei dem Treffen von Sane'ie mit Montazeri ging es um dasselbe Thema. Es wird jetzt berichtet, dass die beiden Geistlichen auch über gemeinschaftliche Aktionen mit anderen Geistlichen gesprochen haben.


9. Ayatollah Sane'ie hat während eines Treffens mit Studenten die in den Gerichtsverhandlungen erhobenen Anschuldigungen gegen die Reformpolitiker als Lüge zurück gewiesen. Er fügte hinzu, dass niemand ruhig bleiben sollte, wenn es um die Rechte der Menschen und die Verteidigung dieser Rechte geht.


10. Die Versammlung der Lehrenden und Forschenden im Seminar von Qom hat als Antwort auf Äußerungen des IRGC -Kommandanten Ali Jafari, ein Statement veröffentlicht, in dem es heißt, dass die Gesundung des Systems wichtiger als dessen Erhaltung sei.


Die Versammlung, der reformorientierte Geistliche angehören, hat die Regierung aufgefordert, sofort alle politischen Gefangenen freizulassen, sich öffentlich bei allen Opfern der Unruhen zu entschuldigen, alle für erlittene Verluste zu entschädigen und die politischen, juristischen und militärischen Mitarbeiter, welche an illegalen Aktionen beteiligt waren, vor Gericht zu stellen und zu bestrafen sowie alle Lügen über Politiker, Geistliche und Lehrende zu unterlassen.


11. Die Vereinigung der Kämpfenden Geistlichen hat ebenfalls ein Statement veröffentlicht, in dem sie ankündigt, Rechtsbeschwerde gegen den Kommandanten Jafari einzulegen, den sie beschuldigt, mit den Verfügungen des Imam Khomeinis zu brechen.

12. Die Islamic Iran Participation Front hat ein Statement herausgegeben, in dem sie die Verlautbarungen des IRGC-Kommandanten Ali Jafari verurteilt, in welchem er zahlreiche hochrangige Reformpolitiker beschuldigt, eine Schwächung Khameneis anzustreben. Die reformistische Partei hat rechtliche Schritte gegen Jafari gefordert und ihn der üblen Nachrede beschuldigt.


13. Ali Hoseiniyan – ein Parlamentsabgeordneter der Imam's Way Fraktion im Parlament, der als Rafsanjanis de facto Vertreter im Parlament angesehen wird- hat Jafari ebenfalls beschimpft und den Militärgerichtshof aufgefordert, ihn wegen übler Nachrede zu bestrafen. Als Antwort auf Jafaris Beschuldigungen gegen Rafsanjanis Sohn, Mehdi Hashemi, hat Hoseiniyan Jafari gefragt, wo dieser gewesen sei, als Hashemi noch ein Knirps war und seinen Vater während der Schahzeit im Gefängnis besuchte.


6. September

14. Ayatollah Bayat Zanjani hat einige Regierungselemente beschuldigt, die Regierung von den Idealen des Imam Khomeinis säubern zu wollen; er sagte, bald werde man wohl noch dazu übergehen, Khomeinis Schrein für die Leute zu schließen. Er äußerte große Betroffenheit darüber, dass die Regierung die Shabe Qadr Versammlungen an Khomeinis Schrein abgesagt hat.

15. Shirin Ebadi –iranische Frauenrechtlerin und Nobelpreisträgerin – hat alle, die an den globalen Protesten zur Unterstützung der Sea of Green-Bewegung teilnehmen möchten aufgefordert, Fragen auf ihrer Facebook-Seite zu posten. Link: Shirin Ebadi | Facebook

16. Der Abgeordnete Hossein Hashemian – Vorsitzender der Imam's Way Fraktion im Parlament – hat Jafari ebenfalls angegriffen und dessen Anschuldigungen als Lügen zurück gewiesen. Er deutete an, dass zahlreiche IRGC-Offiziere wegen der Äußerungen und der zunehmenden Politisierung der IRGC ihre Entlassung aus der Armee planen würden.


Regierung / International

7. September

17. Farhad Tajari – Mitglied im Untersuchungsausschuss für die Geschehnisse nach der Wahl und für die Gefangenen – sagte gegenüber Mehr News, dass sich der Ausschuss mit dem neuen Generalstaatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi getroffen und eine zurückhaltendere Vorgehensweise der Gefängniswachen diskutiert hätte. Dabei sei die Freilassung von Personen mit verzeihbaren Verbrechen, wie z.B. Universitätsstudenten und Dozenten ohne großen Einfluss, erörtert worden.


Er sagte weiterhin, dass die zweite Kategorie Gefangener, die Einfluss auf die Geschehnisse nach der Wahl hatten, ohne einen längerfristigen Haftbefehl gefangen gehalten würden und es nicht genügend Beweise gäbe, um sie zu verurteilen. Daher müssten ihre Fälle zügig vor Gericht gebracht werden, um sie entweder zu bestrafen oder frei zulassen.


Er forderte Ahmadinejad auf Beweise dafür zu liefern, dass diejenigen, die dieser für die Misshandlung von Gefangenen verantwortlich macht, es auch sind. Ahmadinejad hatte zu einem früheren Zeitpunkt am selben Tag auf einer Pressekonferenz geäußert, dass die Misshandlung von Gefangenen in Gefangenenlagern ebenso wie die Inhaftierungen und Angriffe an Universitäten von gewalttätigen Elementen verübt wurden, welche die Sicherheitskräfte unterwandert hätten.


18. Khamenei forderte Ahmadinejad auf, auf die Kritik aus dem regierungsfreundlichen Lager zu hören. Dies soll sich einigen Quellen zufolge auf den Versuch der Ernennung weiblicher Minister beziehen.


19. "Die Regierung sollte eine tiefere, weisere und effektivere Präsenz in allen Bereichen haben und nationale Interessen und die Interessen des islamischen Establishments verteidigen“, sagte Ahmadinejad bei der ersten Kabinettssitzung. Er stellte dem Parlament dabei Fatemeh Alia und Ali Zabihi als seine Wahl für die Ministerposten für Bildung bzw. Energie vor. Der Vorschlag für den dritten offenen Posten, das Wohlfahrtsministerium, muss noch benannt werden. Fatemeh Alia ist die vierte Frau, die Ahmadinejad für einen Ministerposten vorschlägt: ein weiblicher Minister wurde bisher vom Parlament bestätigt und zwei weitere abgelehnt.
Unterdessen hatten bereits viele Geistliche und wenigstens ein konservativer Abgeordneter Ahmadinejad aufgefordert, keine weiteren weiblichen Minister zu benennen.



Inhaftierungen / Freilassungen / Tötungen / Folter

20. Die Identitäten von weiteren fünf Opfern der Sea of Green-Bewegung wurden bekannt gegeben. Quellen zufolge sind Mohammad Naderipour aus Serjan und Majid Kamali aus Imamshahr unter den Opfern. Naderipour war Mitglied von Mousavis Kampagne in Serjan. Von den anderen dreien ist bisher nur der Nachname bekannt. Sobald mehr Informationen vorliegen, werden wir sie veröffentlichen.


21. Tehran Bureau berichtet:

"Einer der Fotografen des Supreme Leaders Ali Khamenei, der in Kahrizak misshandelt wurde, hat den Führer persönlich über die Vorfälle unterrichtet, was dazu führte, dass das Gefangenenlager geschlossen wurde. Er war während der Unruhen nach den Wahlen verhaftet und in Kahrizak misshandelt und gefoltert worden.

Der Quelle zufolge wird berichtet, er hätte dem Führer gesagt, ‘Was sie taten war unmenschlich und gegen die Menschenrechte. … Als sie mir diese Dinge antaten, war es in meinen Augen so, als ob du mir diese Dinge antust.“ Nachdem er das hörte soll der Führer die Schließung des berüchtigten Gefangenenlagers angeordnet haben.


Während des Wahlkampfes arbeitete er (der Fotograf) für die Erstellung von Dokumentationen für Mir Hossein Mousavi’; er war einer der Kameramänner bei der Produktion von Mousavis Wahlspots.


22. Infolge Saham News hat Mehdi Karroubi Vorwürfe von zwei Mitgliedern des speziellen Untersuchungsausschusses für die Aufklärung der Gefangenenvergewaltigungen zurück gewiesen, wonach er keine Beweise für seine Anschuldigungen geliefert hätte. Der oppositionelle Geistliche hatte den Arztbericht eines der Opfer, welches in Gefangenschaft vergewaltigt und gefoltert wurde, vorgelegt und seine Bereitschaft signalisiert, mehr Beweise beizubringen.


“Ich zeigte ihnen drei Dokumente während des Treffens” sagte Karroubi. “Erstens, eine Videobotschaft der Person, die wegen der Androhungen von Vertretern des Richters Saeed Mortazavi untergetaucht ist. Das zweite Dokument war über eine [sexuelle] Misshandlung einer Frau. Das dritte Dokument war von einem Mann, der einiges Unheil nach seiner Inhaftierung erlitt; ich bot eine CD und den Bericht seiner medizinischen Untersuchung. In der Sitzung habe ich zudem zwei mündliche Stellungnahmen abgegeben.“


Karroubi führte zu den beiden mündlichen Stellungsnahmen weiter aus: “Einer war über Taraneh Mousavi…ich sagte ihnen, dass ihre Familie [sich so fürchtet] seit dem Vorfall, dass sie selbst dem Mädchen, das an dem Tag bei ihrer Tochter war, das Haus verboten haben… [ich sagte ihnen] dass Sie als Offizielle dieses Landes die Familie persönlich besuchen müssen, um die Wahrheit dieses Falles herauszufinden … Gehen Sie in die Stadt Karaj zum Imam Khomeini Hospital und hören Sie, was die Ärzte dort über den Zustand des Körpers des Mädchens zu sagen haben… Ich gab ihnen dann noch einen zweiten Bericht.”

September 7

23. Sieben zum Christentum Konvertierte, die seit mehr als 3 Wochen inhaftiert waren, sind gegen Kaution freigelassen worden.


24. Zahra Towhidi wurde freigelassen.


25. Saeed Shariati hat Berichten zufolge das Iftar-Mahl am Donnerstagabend gemeinsam mit seiner Familie verbracht, wurde aber anschließend prompt wieder festgesetzt. Abtahi erhielt dieselbe Möglichkeit vor ein paar Tagen.

26. Atefeh Imam – die Tochter des inhaftierten Reformers Javad Imam – wurde am 7. September in der Taloghani Avenue festgenommen, aber heute freigelassen.

September 6

27. Idris Ariashokoh und Ziauddin Saboori – zwei höhere Beamte des Innenministeriums – sind seit 80 Tagen in Haft. Die Nachricht von ihrer Inhaftierung wurde erst jetzt bekannt.


28. Am Sonnabend wurde ein junger Mann von Sicherheitskräften im Laleh Park geschlagen, verletzt und anschließend inhaftiert.


Medien

September 7

29. Saeed Hajjarian, Saeed Shariati und Atrianfar wurden von der Regierung gezwungen, an einem Gespräch am runden Tisch im IRIB-Fernsehen teilzunehmen. Während der Diskussion sprechen sie darüber, warum sie ihre Haltung geändert haben. Das Gespräch wird in Kürze ausgestrahlt.

September 6

30. Keyhan hat die Forderungen, die Mousavis in seinem 11. Statement vorstellt, einen Plan aus der Feder des CIA genannt.


31. IRIB hat eine Dokumentation über Kahrizak ausgestrahlt, welche etwas objektiver war, sich jedoch weiterhin weigert, den schwerwiegenden Vorwürfen nachzugehen, die gegen das Gefangenenlager erhoben werden. Bemerkenswerter Weise zeigt die Dokumentation Kahrizak nachdem es einen neuen Farbanstrich erhielt und gründlich gereinigt wurde.

Verschiedenes

32. Shajarian hat sich der Grünen Bewegung mit einem neuen Meisterstück angeschlossen, dass “Lasst die Waffen fallen” heißt: http://bit.ly/s3rJi

33. Soziale Spiele mit gutem Gewissen! Play4Iran: http://bit.ly/32kL7u

34. Ein Cartoon, von einem iranischen Cartoonisten zum 9. Caricature Festival in Teheran eingereicht: http://www.persiancartoon.com/site_f...toon-bieni.jpg


Internationale Proteste / Veranstaltungen / Warnungen / Bemühungen

35. Grüne in Stockholm zerstören Nokia Handys: http://bit.ly/NokO

36. Für Grüne in Frankreich eine Überlegung wert: www.whereismyvote.fr

37. Transportmöglichkeiten für die Proteste am 23.9. in New York für Maryland & Virginia http://bit.ly/lHNrp

38. Grünes Stockholm; Erde, Wasser, Luft: http://bit.ly/hPpnB

39. In Richmond, California gibt es eine Sammlung für die Proteste in New York am 23. und 24. September: http://tinyurl.com/n5adyj

40. Weitere Informationen über die Proteste in New York unter: http://standbyiran.org oder http://united4iran.org/)

41. Eine Petition, die an Botschaften geschickt werden soll, mit den entsprechenden Kontaktdaten:; http://docs.google.com/View?id=dcnj8jzc_8dxb9vbgf

42. Eine nicht-offizielle Übersicht der Proteste in den USA: http://protests.sharearchy.com/

43. Eine nicht-offizielle Übersicht der Proteste in der BRD: http://tinyurl.com/nbzacj

44. Eine Hilfsseite für traumatisierte Mitglieder der Grünen Bewegung: http://healingthegreensoul.blogspot.com/

( Bitte schicken Sie mir eine Email mit Einzelheiten zu Veranstaltungen, Protesten und allem anderen in Verbindung mit den Wahlen im Iran von Ihnen, Ihren Freunde oder einer Organisation, der Sie angehören Geplanten. Ich werde darüber berichten (kostet sie nur 10 Millionen $) Meine Emailadresse: [email]dbosca@gmail.com


Für alle, die helfen wollen

*Wenn Sie den Green Brief weiterverbreiten möchten, besuchen Sie bitte diese Seite (englisch): http://tinyurl.com/mjxrz3

** Informationen über Tor: http://torir.org

*** Diese Seite enthält eine Übersicht von externen Spiegeln des Green Briefs und verschiedene Informationen über den GB. Links zu Übersetzungen sind willkommen: http://aic.openmsl.net/wiki/index.php/Green_Brief

Eine Liste aller Green Briefs (englisch): http://ded1.hybrid-optix.com/greenbriefs.html


**** Herzlichen Dank an S joon für die Hilfe beim Korrekturlesen und sehr wertvolle Tipps. Ein GROSSES DANKESCHÖN auch an alle Übersetzer, die ihre kostbare Zeit einsetzen, um dieses hier so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen.

Original: http://iran.whyweprotest.net/green-brief/44537-green-brief-70-september-7-shahrivar-16-a.html

Übersetzung: Paleene

Montag, 7. September 2009

Green Brief #69 vom 5. September 2009/14. Shahrivar 1388, deutsche Übersetzung

Von: Josh Shahryar - twitter.com/iran_translator

(Dieser Bericht ist eine Zusammenstellung von Berichten, die ich über Twitter-Nutzer inner- und außerhalb Irans erhalten habe. Wo Medien genutzt wurden, sind diese genannt. Berichte aus dem Iran können nicht immer vollständig authentifiziert werden. Wenn der Bericht etwas bestätigt, so bedeutet dies also bestenfalls, dass mehrere verlässliche Quellen darüber einig sind.
Dieser Bericht wird unter den Bedingungen von Creative Commons (CC) veröffentlicht und darf weiterveröffentlicht werden, sofern ein Link auf die Originalquelle angegeben wird.


Proteste/Unruhen
1. In den letzten 10 Tagen sind Dutzende Menschen in der Provinz Sistan-o Balochistan verhaftet worden. Über ihren Aufenthaltsort ist zur Zeit nichts bekannt. Alle Verhafteten haben Verbindungen zu balochischen nationalistischen Gruppen oder Oppositionsbewegungen. Diese Verhaftungen fallen mit Kämpfen der Regierung gegen kurdische Nationalisten an der nordöstlichen Grenze zusammen, wo bei Zusammenstößen in den vergangenen Wochen Dutzende Menschen ums Leben kamen.

2. Teilweise bestätigte Berichte deuten darauf hin, dass Dutzende Menschen sich vor dem Gebäude des Obersten Gerichts in Teheran versammelt und die Freilassung ihrer Angehörigen gefordert haben. Es gibt bestätigte Berichte darüber, dass die Zusammenkünfte von Familien der Gefangenen vor dem Evin-Gefängnis weiter gehen, obwohl die Regierung versucht, dieses tägliche Ritual zu stoppen. Etwa 50 Menschen haben heute wieder vor dem Gefängnis das Fastenbrechen begangen.

3. Die nächtlichen Sprechchöre in Teheran und anderen Teilen Irans gehen weiter. Obgleich es nur wenige Berichte darüber gibt, haben viele Zeugen bestätigt, dass die nächtlichen Proteste ununterbrochen stattfinden. Die Regierung versucht aktiv, die Menschen zu finden und zu bestrafen, die auf die Dächer klettern und sich an dieser Form des Protests beteiligen.
Hier ist ein Video von einem kleinen Kind, das "Allah-o Akbar" und "Marg bar diktator" aus dem Fenster ruft, und Nachbarn, die darauf antworten (4. September):
http://www.youtube.com/watch?v=iEzE7Mw_gnE

4. In diesem Jahr werden die Eid-Gebete (Eid=Feiertag, d. Übers.) nicht in Imam Khomeini Mosalla stattfinden (Mosalla ist ein großes Areal in der Nähe einer Moschee, das speziell für große Gebetsveranstaltungen angelegt wurde). Als Grund wurden laufende Bauarbeiten angegeben. Obwohl die Baustellen auf dem Gelände schon seit Jahren bestehen, wurden deswegen die Eid-Gebete noch nie an einen anderen Ort verlegt. Es wird spekuliert, dass die Regierung die Prozession verlegt hat, weil sie befürchtet, dass die "Grünen" sie für eine Versammlung nutzen könnten. Die diesjährigen Gebete werden in der Moschee der Teheran-Universität stattfinden, die deutlich kleiner ist als die Imam-Khomeini-Moschee, die bis zu 2 Millionen Menschen fasst.

Opposition
5. Mir Hossein Mousavi hat sein 11. Statement veröffentlicht und zu forgesetztem zivilem Ungehorsam aufgefordert. Zum wiederholten Male prangerte er das rigorose Vorgehen gegen friedliche Demonstranten an und warf der Regierung vor, eine Krise hervorzurufen. -in dem ziemlich langen Statement werden die Protestteilnehmer gelobt und die Aktionen der Regierung scharf kritisiert.
Er umreißt darin auch eine Reihe von Forderungen, die die Hardliner erfüllen müssen, um das Land aus der Krise zu führen, in der es sich befindet, und spricht über die Bewegung "Grüner Pfad der Hoffnung".

Mousavi zufolge muss die Regierung für eine Verbesserung der Situation folgendes tun:

- Eine Wahrheitsfindungskommission bilden, deren Akzeptanz durch alle Seiten in Bezug auf ihre Erkenntnisse und Urteile wahrscheinlich ist. Die Kommission soll Rechtsverletzungen und Betrug während und nach der Wahl untersuchen und die dafür Verantwortlichen bestrafen.

- Das Wahlgesetz so überarbeiten, dass freie und faire Wahlen möglich sind.

- Die Verantwortlichen für die durch alle Regierungsorgane einschließlich Militär, Polizei und Medien begangenen Verbrechen identifizieren und bestrafen.

- Hilfe für diejenigen, die nach den Wahlen verletzt und geschädigt wurden, insbesondere denen, die Angehörige verloren haben; Freilassung aller Kampagnenmitarbeiter und politischen Aktivisten aus den Gefängnissen, Rücknahme der gefälschten Anklagen gegen sie, Wiederherstellung ihrer Glaubwürdigkeit und Unterlassung aller Drohungen gegen sie.

- Umsetzung des Artikels 168 der Verfassung* durch präzise Definition des Begriffs "politische Straftat" sowie Einsetzung von Geschworenen bei Prozessen gegen diese Straftäter.

- Garantie von Pressefreiheit, Änderung des voreingenommenen Verhaltens der Ton- und Bildmedien zur Beseitigung aller Einschränkungen in ihren Programmen, so dass politische Parteien diese Medien für die Darstellung ihrer Positionen zu verschiedenen Themen nutzen können; Überarbeitung der Gesetze für Ton- und Bildmedien im Hinblick auf eine Entsprechung dieser Medien mit den Bedürfnissen der Menschen.

- Umsetzung von Artikel 44 der Verfassung zur Privatisierung, um die Schaffung privater Radio- und Fernsehsender zu ermöglichen.

- Garantie der Rechte des Volkes auf Versammlungen und Demonstrationen durch Anwendung von Artikel 27 der Verfassung

- Erlassung eines Gesetzes, das dem Militär die Einmischung in politische und wirtschaftliche Angelegenheiten untersagt.

(In Anbetracht der Wichtigkeit dieses Statements in der gegenwärtigen Situation möchte ich nicht Teile herauskopieren, die ich als wichtiger ansehe als andere, denn offen gesagt habe ich eine ziemlich subjektive Perspektive, und ich glaube nicht, dass man dem gesamten Statement gerecht wird, wenn man Teile daraus auswählt. Es empfiehlt sich sehr, das Statement in voller Länge zu lesen).

Das vollständige Statement (auf Englisch) mit lesenswerten Kommentaren (mit freundlicher Genehmigung von Tehran Bureau): http://tehranbureau.com/mousavi-gree...hope-movement/
(Anm. d. Übers.: Eine deutsche Übersetzung gibt es auf http://dustandtrash.blogspot.com/ (ohne Gewähr))

6. Bei einem Iftar-Fest heute sagte Mehdi Karroubi, er würde weiter für die Realisierung der Ziele der Revolution und ihrer Märtyrer kämpfen und schwor, "bis zum Tod" weiter zu machen.
Wie er sagte, sei der größte Grund zur Besorgnis nach der Wahl die Gefahr für die Republik, da aber die Republik und der Islam nicht voneinander zu trennen seien, sei man auch beunruhigt über das Schicksal des Islam.
Er fügte hinzu, er fürchte, dass die republikanische Dimension der Regierung allmählich in Vergessenheit geraten könnte.
Weiter sagte er, "Das Volk ist absolut bereit für jede Art von Aktion innerhalb eines gesetzlichen islamischen Rahmens." Die Ereignisse nach den Wahlen sollten weder künstlich aufgebauscht, noch vergraben und übersehen werden. "Wir müssen versuchen, den Schaden zu begrenzen und die Straftäter zu finden. Wir müssen herausfinden, wie und warum wir so überrumpelt wurden."

Zum Verbot seiner Zeitung Etemaad-e Melli und der Webseite seiner Partei bemerkte Karroubi: "Journalisten sollten sich keine Sorgen machen; wenn eine Zeitung geschlossen wird, können wir jederzeit eine neue aufmachen".

Außerdem sprach er die Angriffe auf das Internet an: "Seiten werden gefiltert, [aber] es gibt immer Filterbrecher [Proxy-Software]! Egal, wie sehr ihr euch bemüht, das Internet einzuschränken - die intelligenten Kinder unseres Landes werden wissen, was zu tun ist [um sich euch zu widersetzen]"

“Einschränkungen können Dinge zwar erschweren, doch die Aktivitäten werden sie nicht drosseln; heutzutage gibt es viele Webseiten, und Nachrichten können [immer] nach außen gelangen".
(Übersetzung: Tehran Bureau.)

7. Bei einem Treffen mit einer Gruppe reformorientierter Studenten hat Ayatollah Montazeri nochmals die Freilassung von Gefangenen gefordert und Kritik an der Regierung geäußert. Er forderte die Studenten auf, sich auf ihr Studium zu konzentrieren und sagte, die Zukunft würde ihnen gehören.
Er kritisierte die Regierung für die Verhaftung von Menschen im Namen des Islam und sagte: "Sie sprechen vom Regime, meinen aber einen Einzelnen" - ein deutlicher Seitenhieb gegen Khamenei.
Zum wiederholten Male kritisierte er indirekt Khamenei, als er sagte: "Sie sagen, die Stimme des Einzelnen sei maßgebend; Imam Khomeini hat gesagt, maßgebend sei die Stimme des Volkes". (Ein weiterer Seitenhieb gegen Khamenei und den Einfluss seiner Stimme auf die Wahl der Minister durch das Parlament). Die Prozesse bezeichnete Montazeri als illegal und unislamisch.

8. Mit seinen kürzlichen Äußerungen vom 2. September hat Ayatollah Ali Mohammad Dastegheybs seine Kritiker mit flammenden Worten widerlegt. Bei einer Predigt, so wird berichtet, sagte er, diejenigen, die die Proteste brutal unterdrückt hätten, würden für ihre Taten zurHölle fahren. Er sagte, Menschen, die während der Straßenproteste andere geschlagen hätten, hätten eine große Sünde begangen.

9. Der reformorientierte Parlamentarier Qudratullah Alikhani, der auch Mitglied der parlamentarischen außenpolitischen Kommission ist, hat Jafaris Äußerungen kritisiert, mit denen er führende Reformer beschuldigt hatte, sie hätten versucht, Khamenei zu schwächen. Alikhani sagte, Jafaris Äußerungen würden nichts außer Misstrauen in der Bevölkerung bewirken und das Regime noch mehr schädigen.
Er fügte hinzu, dass Imam Khomeini explizit gefordert hatte, dass Basij und IRGC sich nicht in die Politik einmischen, da sie sich selbst und dem Land damit nur schaden würden.

10. Mohammad Hashemi, einer der führenden Mitglieder der in der Nähe von Rafsanjani vermuteten "Aufbaupartei" (Kargozaran), sagte, wollten die Versammlungen am Schrein von Imam Khomeini aus politischen Erwägungen heraus abgesagt worden sein, dann sei er nicht sicher, ob das Land tatsächlich eine Führung habe. "Wenn der Imam und sein Schrein nicht mehr sicher sind, dann ist ungewiss, wohin sich die Revolution wirklich bewegt." Auf wachsenden Druck der Regierung auf die Familie Khomeini wurden die jährlich am Schrein des Imams abgehaltenen Ihya-Gebete in diesem Jahr abgesagt.

(Während des Ramadan wachen schiitische Moslems drei Nächte lang - [dieses Jahr] am 19., 21. und 23. - um für Erlösung und Gnade zu beten. Sie glauben, dass ihr Schicksal im folgenden Jahr von diesen Nächten abhängt. Die Gebetszeremonien während dieser sehr wichtigen Nächte werden im muslimischen Kalender als Ihya bezeichnet).

Jedes Jahr war das Imam-Khomeini-Mausoleum in den Ihya-Nächten im Ramadan Schauplatz für Versammlungen Tausender Menschen. Ali-Akbar Nateq-Nouri, Seyyed Mohammad Khatami und Hassan Rohani leiteten jeweils eine Nacht lang die Zeremonien.


Regierung/Internationales
11. Ahmadinejad warnte heute den Westen, dass er vor dem Druck zum Stop von Irans Urananreicherungsprogramm nicht zurückweichen werde. "Wenn manche glauben, dass man uns mit Anschuldigungen, Unhöflichkeiten, Beleidigungen und Lügen zwingen kann, von den Werten der Revolution zurückzutreten, machen sie einen schweren Fehler," sagte Ahmadinejad IRNA zufolge bei einem Treffen mit Kriegsveteranen. Diese Äußerungen folgten auf ein Treffen von Diplomaten der 5+1-Länder in Frankfurt, bei dem Irans nukleares Anreicherungsprogramm diskutiert und Teheran wegen der nuklearen Aktivitäten des Iran gewarnt worden war.

12. Hasan Sobhaninia, Parlamentsabgeordenter [der Provinz d. Übers.] Khorasane Razavi, sagte ILNA gegenüber, dass ein ehemaliger Befehlshaber der Revolutionsgarden wahrscheinlich zum Gouverneur von Khorasane Razavi ernannt werde, nachdem der amtierende Gouverneuer der Provinz zum Leiter der Abteilung für Umweltschutz bestellt worden ist.

13. Während eines Treffens in Teheran mit Künstlern der Iranischen Kunstgesellschaft rief Khamenei die Künstler zu einer starken Präsenz in dem "momentanen sanften Krieg" [pers. "jang-e narm", d. Übers.] auf. Er fügte hinzu, dieser Krieg könne nicht über einen "politischen Ansatz" geführt werden, und schlug als Alternative vor, "die Wahrheit" auf eine "gut ausgebildete und einflussnehmende künstlerische Weise" darzustellen.
Seine Äußerungen sind das erste Eingeständnis, dass die iranischen und die internationalen "Grünen", die das Regime während der letzten drei Monate mit Liedern, Videos, Plakaten, Gemälden und zahllosen anderen Kunstwerken bekämpft haben, ihm allmählich wirklich nahe zu gehen beginnen.

14. Afshin Ghotbi, Teamchef der iranischen Nationalmannschaft, sagte in einem Interview, er habe von Khameneis Büro eine Einladung zur Teilnahme an Ahmadinejads Amtseinführung erhalten, und seine Anwesenheit sei kein politisches Statement, sondern eine Respektsbezeugung dem Führer gegenüber gewesen.

15. Hugo Chavez traf während seines Besuchs in Teheran heute mit Ahmadinejad zusammen.


Verhaftet/Freigelassen/Getötet/Folter
16. Der Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für Außenpolitik und Nationale Sicherheit Alauddin Boroujerdi hat Behauptungen des IIPF-Medienorgans Nowrooz zurückgewiesen, dass ihnen eine Liste mit Namen von 72 bisher bei den Unruhen getöteten Menschen vorliege und dass viele weitere bei den Gewaltausbrüchen ums Leben gekommen sein könnten.
Zuvor sagte er, der Karroubi-Mitarbeiter Morteza Alviri habe behauptet, 69 Menschen seien in den Unruhen ums Leben gekommen, jedoch nach einer Woche noch immer keine konkreten Beweise für eine so hohe Zahl von Getöteten vorlegen können.

(Ich arbeite immer noch an einer vollständigen Übersetzung der Liste und weiterer Einzelheiten, die voraussichtlich im Laufe des Tages veröffentlicht wird).

17. Es sind Einzelheiten aus einem Interview mit Abdullah Ramezanzadeh durchgesickert. Ramezanzadeh war Sprecher während Khatamis Präsidentschaft. Wie die reformorientierte Webseite "Parleman News" mitteilt, gab Ramezanzadeh das kurze Interview, als er sich vor einigen Tagen vor Gericht verteidigte. Er sagte, er sei nachts bis zu 8 Stunden lang mit verbundenen Augen verhört worden, und man habe ihn unter enormen Druck gesetzt, damit er zugebe, an den auf die Wahlen folgenden Unruhen beteiligt gewesen zu sein. Wie er sagte, wird er noch offiziell wegen eines Verbrechens angeklagt werden.

Ramezanzadeh berichtete außerdem, dass er bei seiner Verhaftung schwer geschlagen wurde. Er habe infolge dieser ersten Schläge einen Schädelbruch sowie gebrochene Zähne. Er fügte hinzu, dass er während der ersten beiden Monate in Einzelhaft gewesen sei und erst nach Beginn des Ramadan in eine bessere Zelle verlegt wurde.

18. Aus Iran erreichen uns Berichte, die vermuten lassen, dass mehrere politische Gefangene (Ghouchani, Abtahi, Hajjarian und Ramezanzadeh) möglicherweise zum Ende des Ramadan entlassen werden könnten. Die Berichte weisen darauf hin, dass der neuernannte Justizchef Sadegh Larijani beabsichtigt, die Freilassung vieler Gefangener zu beschleunigen. Eine vollständige Bestätigung liegt zur Zeit noch nicht vor.

19. Die Verhaftungen gehen weiter. Arash Geety, ein studentischer Aktivist aus Zanjan, ist verhaftet worden und wird in der Geheimdienstabteilung der Provinz Zanjan festgehalten.

20. Shayesteh Amiri und Roshanak Siasi sind endlich entlassen worden. Siasi ist Mitglied der Kargozaran und Frauenrechtlerin.

21. Mehr als 300 Journalisten haben in einem Brief an den neuen Teheraner Generalstaatsanwalt Abbas Jafari Dowlatabadi die Freilassung aller inhaftierten Journalisten gefordert.

Medien
22. Jordanien hat das Hauptbüro von Press TV in Amman geschlossen. Noch ist unklar, was zu der Schließung geführt hat. Jordanien hat Press TV und Al-Alam Tv aufgefordert, ihre Zulassung bei der Regierung zu erneuern.

Verschiedenes
23. Grüne Graffiti im Studentenwohnheim für Männer (Sharif-Universität): http://bit.ly/urJBc
24. Grüne Graffiti im Studentenwohnheim für Frauen (Ferdowsi-Universität Mashhad): http://bit.ly/VOvsI
25. "Führer"-Straße umbenannt in "Führer, der Mörder"-Straße: http://bit.ly/4I4PO

Internationale Proteste/Veranstaltungen/Warnungen/Initiativen
26. In Richmond/Kalifornien findet eine Benefizveranstaltung für die Proteste in New York City am 23. und 24. September statt. Link: http://tinyurl.com/n5adyj
(Mehr Informationen über den Protest gibt es unter http://standbyiran.org oder http://united4iran.org/)

27. Payam Parsinejad und Younus Abissy werden für die Grüne Bewegung in die Pedale treten. Ihre 3tägige Reise beginnt am 7. September.

26. Eine Petition, die ihr unterschreiben und an die UN-Botschafter schicken könnt (einschließlich Kontaktadressen): http://docs.google.com/View?id=dcnj8jzc_8dxb9vbgf

27. Eine inoffizielle Liste geplanter Demonstrationen in den USA: http://protests.sharearchy.com/

28. Eine Liste geplanter Demonstrationen in Deutschland: http://tinyurl.com/nbzacj

29. Eine sachdienliche Webseite zur Hilfeleistung für traumatisierte "Grüne": http://healingthegreensoul.blogspot.com/

(Wenn Sie, Ihre Freunde oder Ihre Organisation international eine Veranstaltung, Protestkundgebung oder sonstige Aktion im Zusammenhang mit den iranischen Wahlen abhalten, schicken Sie mir bitte eine Email und ich werde darüber berichten. (Kostet Sie auch nur 10 Millionen Dollar!) Meine Email ist: dbosca@gmail.com.

Für Helfer
- Informationen zur Verbreitung der Green Briefs: http://tinyurl.com/mjxrz3
- Informationen über Tor: http://torir.org
Diese Seite enthält eine Liste aller externen Spiegel des GB sowie verschiedene Informationen über den GB. Verweise auf Übersetzungen sind erwünscht: http://aic.openmsl.net/wiki/index.php/Green_Brief
- Liste aller Green Briefs: http://ded1.hybrid-optix.com/greenbriefs.html
- Ein großes Dankeschön an Sahar joon für die Hilfe beim Korrekturlesen und für viele wertvolle Hinweise. Vielen Dank auch an alle Übersetzer, die ihre wertvolle Zeit einsetzen, damit diese Informationen so viele Menschen wie möglich erreichen.

* Anm. d. Übers.: Die Verfassung der Islamischen Republik ist auf Deutsch u. a. hier nachzulesen:
http://www.eslam.de/manuskripte/verfassung_iri/verfassung_iri.htm


Original (Englisch): http://iran.whyweprotest.net/green-brief/43610-green-brief-69-september-5-shahrivar-14-a.html

Übersetzung: Julia Kouchaki, gepostet auf http://seaofgreen-germany.blogspot.com/2009/09/green-brief-69-5-september-200914.html