Samstag, 15. August 2009

Brief von Karoubi an Rafsanjani, Montag, 10. August 2009

Heute wurde vom Sohn von des Präsidentschaftskanditaten Karoubi ein Brief veröffentlicht, der dieser vor 10 Tagen an den obersten Expertenrat Rafsanjani gesendet hatte. Da Rafsanjani auf den brisanten Inhalt bisher nicht reagierte, hat sich Karoubi dazu entschlossen, den Brief zu veröffentlichen. Karoubi fordert in dem Brief eine Untersuchung sehr schwerwiegender Vorwürfe. Stammt der Brief tatsächlich von Karoubi und wurde er tatsächlich an Rafsanjani gesendet, dann wird diese Veröffentlichung vermutlich ebenso schwerwiegende Konsequenzen haben. Von Rafsanjani wurde heute berichtet, dass er nicht wie regulär vorgesehen die dieswöchige Freitagspredigt halten wird.

Persische Quelle des Briefs hier: http://bahmanagha.blogspot.com/2009/08/blog-post_2764.html
Englische Übersetzung hier: http://khordaad88.com/?p=75

Bitte beachten: SINNGEMÄSSE ÜBERSETZUNG! Für Hinweise auf Fehler bin ich jederzeit dankbar. Im Zweifelsfall das Original lesen.

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An den ehrenwerten Ayatollah Hashemi Rafsanjani,
den angesehen Leiter des Exptertenrats, Head of the Expediency Council,
mit freundlichen Grüssen

Beunruhigende Ereignisse nach den Präsidentschaftswahlen sind von verschiedenen Gruppierungen, Medien und Einzelpersonen diskutiert worden, einschliesslich Ihnen.

Einige Menschen sind illegal und unstatthaft festgenommen worden. Andere wurden Opfer von Prügel. Einige wurden verletzt oder gar ermordet. Häuser und Schlafsäle sind überfallen worden und dabei wurde ein Blutbad angerichtet. Ebenso wurden Frauen Opfer von wüsten und unkontrollierten Gewalttätigkeiten auf der Strasse. Diese Vorkommnisse sollten untersucht werden. Aber auch von anderen unfassbaren Taten wurde berichtet, welche – wären sie in den letzten Tagen nicht von mehreren Quellen bestätigt worden – ich selber oder Sie kaum glauben würden.

Es wurde von ausgiebigen und brutalen Schlägen berichtet, so heftig, dass die Opfer auch nach 40 Tagen noch in äusserst schlecher Verfassung sind.

Festgenommene wurden gedemütigt, beschimpft und verflucht. Das passierte auch Leuten, welche Ihre Freitagspredigt besuchten. Diese Art von Verhalten ist nicht akzeptabel in unserer religiösen und islamischen Kultur, wie alle Parteien und Gruppen betont haben. Das zeigt, dass die Leute, welche für diese Taten angestellt wurden, mit den grundlegendsten Prinzipien unserer Religion nicht vertraut sind. Es gab diesbezüglich auch einige Gerüchte, aber ich werde dies hier nicht weiter erläutern.

Wie Sie wissen, schrieb ich an den obersten Richter einen Brief in dieser Sache. Ich erwähnte diese Punkte auch gegenüber dem Geheimdienstminister, welcher vor kurzem entlassen wurde.

Aber es gibt da noch was anderes, welches mich erschaudern lässt, sobald ich nur daran denke. Ich konnte deswegen in den letzten zwei Nächten nicht mehr schlafen. Ich ging erst um zwei Uhr nachts ins Bett, aber ohne zu übertreiben, ich konnte einfach nicht schlafen. Ich stand dann um vier Uhr morgens auf, habe im Koran gelesen und eine Dusche genommen, vielleicht würde mich ja das Wasser etwas beruhigen. Ich verrichtete danach meine frühmorgendlichen Gebete, konnte aber immer noch nicht schlafen.

Leute, die mir von dieser Sache erzählten, hatten alle ranghohe Funktionen innerhalb des Systems. Sie sind alle bekannte Persönlichkeiten und einige von ihnen waren auch Soldaten im heiligen Krieg [der achtjährige Krieg Iran-Irak]. Diese Leute erzählten mir, dass in den Gefängnissen etwas schreckliches passiert sei. Wenn nur eine Geschichte davon wahr ist, ist dies eine Katastrophe für die Islamische Republik, welche die glorreiche Geschichte der schiitischen Kleriker in in die Richtung eines grauenhaften und schändlichen Schicksal drehen. Es übertrifft viele diktatorische Regimes, dasjenige vom tyrannischen Schah miteingeschlossen.

Ich glaube nicht, dass die unter dem Schah fünfzehn lange Jahre nebeneinander sitzenden Gefängnisinsassen – von der Linken bis hin zu Leuten von militanten Gruppierungen – jemals von einer vergleichbaren Sache gehört haben.

Ich schreibe Ihnen diese Sorgen und möchte Sie bitten, sich darüber mit Ayatollah Khamenei zu besprechen, sobald es pässlich ist. Es sollte gründlich untersucht werden, und wenn die Anschuldigungen falsch sind – was ich hoffe – sollten die Resultate der Untersuchung veröffentlicht werden. Auch deswegen, weil diese Sache von ehemaligen Gefangenen, den Medien und auf Webseiten breit diskutiert wird. Es ist unklar, was zukünftige Generationen von diesen Vorkommnissen denken werden, wenn sie ständig weiter verbreitet werden. Die Menschen werden die Islamische Republik genauso wie die Geistlichen dafür verantwortlich halten.

Und falls diese Vorkommnisse tatsächlich stattgefunden haben, sollten die Übeltäter unabhängig ihres Rangs oder ihrer Position vehaftet und belangt werden. Dies wird nötig sein, damit Opportunisten die Situation und die Gerüchte für ihre Sache nicht ausnützen. Es ist wichtig, dass eine Untersuchungskommission aus hochrangigen Beamten besteht, die den Mut haben, die Wahrheit zu sagen. Ich habe nämlich gehört, dass die Menschen mit dem Tod bedroht wurden, sollten sie über diese Dinge sprechen.

Hr. Hashemi,

Dies ist, wovon ich unterrichtet wurde:

Einige Häftlinge haben berichtet, dass einige Individuen die Mädchen während der Haft derart schwerwiegend vergewaltigten, dass diese schwerwiegende Schäden und Verletzungen an den Geschlechtsorganen davontrugen. Gleichzeitig wurde darüber berichtet, dass auch junge Männer derart hart vergewaltigt wurden, dass diese nach ihrer Freilassung mit schwerwiegende mentalen und psychischen Schäden und bloss noch zuhause in einer Ecke sitzen.

Um die Wichtigkeit in dieser Sache zu unterstreichen, sollte dieser Fall von einer neutralen, transparenten und vom Expertenrat ernannten Kommission untersucht werden. So wird gewährleistet, das diese Geschichte zukünftigen Generationen eine Lehre ist. Mit einer Untersuchung bietet sich den gewaltbereiten Aufrührern [hooligans] ausserdem keine Gelegenheit, die Revolution, den Iman, das geltende System und den tausendjährigen Beitrag der Geistlichkeit zu beschämen.

Als letzter Punkt möchte ich noch erwähnen, dass nur zwei Kopien dieses Briefes existieren. Einer wurde versiegelt an Sie gesendet, die andere Kopie ist bei mir.

Mit freundlichen Grüssen,
Mehdi Karoubi
31. Juli 2009


Übersetzt von slkrf, gepostet auf http://slkrf.tumblr.com/post/160032762/brief-von-karoubi-an-rafsanjani

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